Das Wat in Thailand, Laos und Kambodscha bildet den Mittelpunkt des buddhistischen
Lebens jedes Dorfes. In größeren Städten findet man meist mehrere dieser
Tempelanlagen, in Bangkok sind es über 400 und auch in Chiang Mai gibt es ganze
zweihundert von ihnen. Neben seiner Rolle als Ort des Gebets und Quartier für die
Mönche hat jedes Wat auch eine wichtige soziale Funktion: Hier kommen Menschen
zusammen, um sowohl religiöse wie auch nicht unbedingt religiös behaftete Feste
zu feiern. Innerhalb der Mauern der Anlage kann es sogar Kinovorstellungen und
Musikkonzerte geben. In Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha, konnte ich einen
sehr gut besuchten Vortrag verfolgen – leider konnte ich nicht feststellen, um
welche Art von Vortrag es sich gehandelt hat, weil ich kein Wort verstanden
habe. Es war jedenfalls keine Predigt. In manchen Wat hat es schon Rockkonzerte
gegeben, häufiger als das auch Feuerwerke. Besonders bekannt sind natürlich die
Klosteranlagen der thailändischen Städte Ayutthaya und Sukhothai, wo die
Verbindung zwischen Monarchie und Religion anhand der geografischen Nähe von
Königspalast und Tempel immer wieder deutlich wird. Etwas untypischer ist die
weltbekannte und weltgrößte Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha: Die Anlage
war ursprünglich dem Gott Vishnu geweiht und sein Grundriss folgt auch in
seiner Form einer symbolhaften Darstellung des hinduistischen Kosmos. Ich werde
deshalb in diesem Beitrag vor allem auf Wat in Laos und Thailand eingehen.
Im Folgenden
möchte ich die einzelnen Gebäude eines Wat kurz vorstellen. Zwar gibt es in
Thailand, Laos und Kambodscha durchaus Unterschiede bei den Tempelanlagen, doch
der Grundbauplan ist immer sehr ähnlich. Der Chedi, der einer Stupa in
anderen buddhistischen Ländern entspricht, bildet eines der zentralen Elemente
eines Wat. Unter dem glockenartigen, häufig mit Blattgold überzogenen Bau
verbirgt sich oft eine Buddha-Reliquie. Es wird angenommen, dass viele Chedis selbst
Nachbauten eines anderen Chedi sind, der wohl ehemals eine Reliquie enthalten
haben mag, da es unmöglich so viele Reliquien des Buddha geben kann wie es
Chedis gibt. Besonders große Chedis findet man zuhauf in den Ruinen von
Ayutthaya. Die wenigsten Chedis
sind jedoch so prachtvoll wie der des Wat Phra Kaeo im Königspalast von
Bangkok.
Wat Phra Kaeo (Bangkok) |
Das
heiligste Gebäude in einem Wat ist der Usobot (kurz auch Bot), die
Gebetshalle. Sie muss nach alten Überlieferungen mindestens 21 Mönchen Platz
bieten und ist nicht zwangsläufig das größte Gebäude eines Wat. Hier befindet
sich jedoch die zentrale Buddha-Statue, die (im Optimalfall) nach Osten schaut.
Bei seiner Erleuchtung soll der Buddha nämlich ostwärts geblickt haben, die
Bautradition knüpfte an diese Überlieferung an.
Gebetshalle
im Wat Ounalom (Phnom Penh)
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Religiöse
Zeremonien können durch die Mönche nur innerhalb eines Areals abgehalten
werden, das durch acht Markierungssteine begrenzt wird. Diese Steine sind rund
um ein Bot deutlich zu sehen. Die Außenmauern sind mit Motiven aus dem Leben
des Buddha bemalt. Manchmal stößt man auch auf blau bemalte Charaktere, die an
indisch-hinduistische Ikonografie erinnern. Die Verzierung ist also recht vielfältig
und auch unterschiedlich beeinflusst. In Laos hatte man sich bei der
Restaurierung eines Wat in Luang Prabang wohl dafür entschieden, eher moderne
Szenen bei der Bemalung zu verwenden.
Wat Tat Luang in Luang Prabang (Laos) |
Ein weiteres
großes Gebäude im Tempelkomplex ist der Wihan,
ein sporadisch eingerichteter Versammlungsraum der Mönche. Hier werden die
Meditationen abgehalten, der Wihan kann aber auch normalen Gläubigen als Ort
des Gebets dienen. Es gibt
einen Glockenturm, aus dem die
Mönche zum Gebet gerufen oder morgens aus dem Schlaf geweckt werden. Jedes Wat
hat – meist in der Nähe des Haupteingangs – auch ein Häuschen für die Trommel. Die riesige Trommel in diesem
Pavillon erklingt an besonderen Feiertagen, so etwa an Tagen des Bootsrennens.
Trommel auf
dem heiligen Berg Phousi in Luang Prabang (Laos)
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Für die
Drachenrennen, die zum laotischen Neujahrsfest abgehalten werden, gibt es meist
ein eigenes Drachenrennboot in jedem Wat. Auch dieses Boot hat seinen Platz, in
einem Bootshaus am Rande des Tempelareals.
Wat Xieng Thong in Luang Prabang (Laos)
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Boote haben
vor allem in den Städten entlang des Mekong einen wichtigen Platz in der
Architektur der örtlichen Wat, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann.
Betende können ihre Kerzen in diesen bootsförmigen, mit Sand gefüllten Kasten zu
Füßen des Chedi stecken. Räucherstäbchen und auch Kerzen aus Wachs sind wichtiger
Bestandteil des Gebets. Sie verbinden das jahrtausendealtes Ritual des Gebets
mit Meditation und ritueller Reinigung.
Tat Luang in
Luang Prabang
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Weitere
unfehlbare Gebäude sind die Bibliothek (Hor
Trai), in der die heiligen Schriftrollen (Tipitaka) aufbewahrt werden, und ein offener Pavillon (Sala), der den Mönchen zum schattigen
Verweilen dient. Manchmal gibt es noch weitere Schreine und Pavillone mit
Buddha-Statuen und heiligen Artefakten.
Goldene
Statuen im Wat Sisavan Tevalok bei Luang Prabang
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Einige Wat
haben auch ein eigenes Krematorium,
wohin Angehörigen eines Verstorbenen den Leichnam in einer fröhlichen
Prozession überführen. Anders als in westlichen Auffassungen hat man im
Buddhismus eine andere, sehr viel positivere Einstellung gegenüber dem Tod.
In Laos wie
auch in Thailand finden sich so gut wie keine Friedhöfe. Nach buddhistischer
Tradition werden die Toten verbrannt, die Asche wird danach beerdigt. Es bleibt
normalerweise nicht viel übrig von einem verstorbenen Menschen, doch in vielen
Wat befinden sich an der Mauer, von der die Tempelanlage umschlossen wird, kleine
oder große Grabstelen und Obelisken,
in denen Urnen bestattet werden. Im Wat Si Saket in Vientiane, der Hauptstadt
von Laos, stehen sogar sehr viele dieser Gräber, von denen die meisten größer
sind als im Rest des Landes.
Wat Si Saket in Vientiane (Laos) |
Von den
heiligen Bezirken getrennt, aber meist in nächster Nähe zu den religiösen
Gebäuden eines Wat stehen die Wohnquartiere (Kuti) der Mönche. Hier sieht man nach der Wäsche aufgehängt Kutten,
zum Trocknen ausgelegten Reis oder auch das Auto des Klostervorstehers.
Wat
Sisavan Tevalok bei Luang Prabang
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Die Mönche
und jungen Novizen, die im Wat ordiniert wurden, leben auf dem Gebiet der
Tempelanlage in Häusern, Hütten und Zellen, die je nach Größe des Wat mal mehr,
mal weniger luxuriös oder ärmlich eingerichtet sind. Wikipedia klärt uns
darüber auf, dass in Thailand etwa ein Drittel der männlichen Jugendlichen
zwischen 12 und 18/20 Jahren für ein bis sechs Jahre als Novizen im Tempel lebt
und von dort aus auf besondere Mönchsschulen geht. Für die Familie ist es
ehrenwert, wenn ein Angehöriger ins Mönchtum eintritt, denn Mönchen, Novizen und
Nonnen wird in der Gesellschaft viel Respekt entgegengebracht. In ärmeren
Ländern wie Laos gibt das Mönchtum außerdem eine gewisse Sicherheit für viele
Familien, da am Tisch ein Magen weniger zu füllen ist und der junge Novize
gleichzeitig eine gute Bildung bekommt. Religiöse Gelehrsamkeit oder eine Ausbildung
in Meditation sind hoch angesehen. Buddhistische Mönche zeichnen sich durch
ihre safranfarbene Kleidung aus und durch die Armut, in der sie leben. Zum
Tagesablauf eines Buddhisten oder einer Buddhistin gehört auch die Gabe von Almosen,
wenn die Mönche im Morgengrauen nur mit ihrem Gewand und einer Almosenschüssel
ausgestattet das Kloster verlassen und Spenden in Form von Reis einsammeln. Das
Geben von Almosen verbessert nach buddhistischer Vorstellung das Karma und erhält
gleichzeitig das Mönchtum am Leben. Mittels finanzieller Spenden wird jedes Wat
durch reiche Mäzenen wie arme Gläubige gleichermaßen getragen.
Wat in Ayutthaya
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In den
Tempeln können Gläubige Opfergaben kaufen – meist Räucherkerzen oder
Lebensmittelpakete – und dann bei einem Gebet vor einer der Buddha-Statuen abstellen.
Was genau in den Päckchen drin ist, die auf dem obigen Bild zu sehen sind, weiß
ich nicht. Es könnte sich vielleicht um Textilien handeln. Anderswo kann man auch diesen lustigen Zeitgenossen begegnen:
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