Die nächsten
Stationen unserer Reise waren Ayutthaya und Sukhothai, die alten Hauptstädte
des siamesischen Königreichs. Nach einigen Tagen in Bangkok kann man es
normalerweise kaum erwarten, einmal andere Luft zu atmen. Da kam uns der
Fahrtwind des Zuges gerade recht. Die Fahrt von Bangkok nach Ayutthaya dauert
nur einige Stunden.
Wir waren
wie immer spontan und wollten uns ohne Reservierung im Grand Palace Hostel einchecken. Bis heute weiß ich nicht, ob ein
solches Hostel in Ayutthaya tatsächlich existiert, denn der Fahrer des
gepäckbeladenen Tuk Tuk brachte uns aufgrund einiger
Verständigungsschwierigkeiten zum Grandparent‘s
Home. Dort fühlten wir uns ganz wohl, denn der Fahrradverleih war gleich
nebenan. Ayutthaya erkundet man am besten auf zwei Rädern.
Ayutthaya
war von 1351 bis 1767 nicht nur Hauptstadt des gleichnamigen siamesischen
Königreichs, sondern auch die wichtigste Metropole des südostasiatischen
Festlands im 18. Jahrhundert. Erst der Siamesisch-Birmanische Krieg brachte sie
zu Fall. Eine ruhmreiche vierhundertjährige Geschichte nahm so ein jähes Ende
und der damalige König Ekathat verschwand im Nichts, einige Quellen sprechen
von einer spektakulären Flucht, andere berichten von seinem Tod in der
entscheidenden Schlacht um seine Hauptstadt. Der Regierungssitz wurde fünf Jahre
später von General Taksin nach Bangkok verlegt, wo unter König Rama I. eine
neue Dynastie siamesischer Könige den Thron bestieg. Von Ayutthaya blieben nur
Ruinen.
Der
Geschichtspark Ayutthaya ist heute ein Anziehungspunkt für Touristen. Seit 1991
ist er Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die verschiedenen Wats liegen über die
ganze Stadt verteilt. Das Wat Phra Si Sanphet gehört mit seinen drei Chedis zu
den sehenswertesten der Tempel. Seine Geschichte geht bis ins 15. Jahrhundert
zurück.
Ein weiteres
bedeutendes Wat ist der Tempel Chai Watthanaram, der 1630 von König Prasat
Thong erbaut wurde. Die inneren Mauern sind gesäumt von Buddha-Statuen, einige
der größeren wurde sogar in orangene Umhänge gekleidet. Es ist interessant,
dass viele der buddhistischen Besucher manchmal Blumen, Kerzen und kleine
Figuren mitbringen, um sie zu Füßen der Statuen abzustellen. Die Tempelanlagen
sind nicht nur Ruinen, sondern haben für Buddhisten noch heute eine wichtige
Bedeutung.
Am Abend
merkten wir, dass wir pünktlich zu den Feierlichkeiten des chinesischen
Neujahrsfestes angekommen waren. Die ganze Innenstadt von Ayutthaya war ein
einziger Markt voller Bühnen und Essensstände. Auf einer Kreuzung tanzten zwei
riesige Drachen, ein Stück weiter gab es Schattentheater und vor dem Rathaus
gab es Thai-Pop. Verhungern konnte an diesem Abend niemand, denn es gab von
gebratenen Tintenfischen über Fleischspieße und Nudeln bis hin zu enorm
pappigen Süßigkeiten und Halal-Grills einfach alles. Leider hatte ich meine
Kamera nicht mit dabei und muss mich auf einige wenige Bilder beschränken.
Am nächsten
Tag ging es über Pitsanulok, eine recht unspektakuläre Provinzstadt, weiter
nach Sukhothai. Wir bewegten uns nach Norden, doch in der Geschichte gingen wir
ein Stück weiter zurück: Sukhothai war im 13. Jahrhundert Hauptstadt des
unabhängigen gleichnamigen Königreichs und bietet heute neben einer lebendigen
Neustadt auch den Geschichtspark mit seinen Ruinen.
Auch hier
bewegt man sich bevorzugt per Fahrrad fort, auch diese Stadt ist ein
Weltkulturerbe. Doch anders als Ayutthaya bekommt diese Ruinenstadt durch ihre
zahlreichen Wasserreservoirs ein besonderes Flair, vor allem wenn man
frühmorgens auf einen Besuch vorbeikommt. Da wir am Abend gleich weiterreisen
wollten nach Chiang Mai waren wir schon früh auf und genossen die Abwesenheit
der Hitze, die uns schon in Ayutthaya den Kopf verbrannt hatte.
Versteckt in
einem Tempel außerhalb der ehemaligen Stadtmauern saß ein überdimensionaler
Buddha und wartete auf Pilger, die gutgelaunt ihre Selfies schossen und die
vergoldeten Hand der Statue begutachteten.
Nach zwei intensiven und geschichtsbeladenen Tagen hatten
wir (zumindest die meisten von uns) genug Ruinen gesehen und traten die
Weiterreise in Richtung Trekking und Elefanten an: Auf nach Norden…
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