Freitag, 20. März 2015

Chiang Mai - Trekking und Elefanten (Teil 3)

Chiang Mai gilt als einer der optimalen Ausgangspunkte für Trekkingtouren und Ausflüge ins Umland. Die wichtigste Stadt im Norden Thailands hat 135.000 Einwohner und beherbergt 200 buddhistische Tempel, von denen einige sehr sehenswert sind. Das besondere an Chiang Mia ist, dass die Stadt ein viereckiger Wassergraben umgibt, an dessen Ecken noch Teile der antiken Stadtmauer erhalten sind.


Es gibt natürlich einiges in der Stadt selbst zu sehen. Neben den vielen Wats lockt auch der Nachtbasar viele Besucher an und dank eines internationalen Postamts kann man endlich ein paar Postkarten loswerden. (Und es hat sich bestätigt, dass die Karten aus Chiang Mai noch vor jenen aus den ersten Tagen in Bangkok ihr Ziel erreicht haben.) Wir wollten allerdings zu einer der so hoch angepriesenen Touren in die Umgebung starten, weshalb wir bei einem der vielen Travel Agents ein Komplettpaket aus Wandern, Wildwasser-Rafting und Elefantenreiten gebucht haben. Zu den Elefanten, die touristisch ausgebeutet werden und oft ein ziemlich miserables Leben haben, gibt es verschiedene Meinungen, doch wir wollten uns die Sache ohnehin mal vor Ort anschauen. Am nächsten Tag ging es los, mit einem der roten Sammeltaxis und einem sehr kommunikativen taiwanesischen Pärchen an Bord. Ansonsten waren alle Mitreisenden deutsch oder österreichisch. Wie an so vielen Orten in Thailand, übrigens. Man wird sie nicht los, die Deutschen oder Österreicher. 

Erster Stopp: Eine Orchideen-Farm. Zugegeben, hier holte uns so gut wie keine Erkenntnis ein und es war lediglich erstaunlich, dass die Blumen mit den Wurzeln in der Luft hingen, was wohl bewässerungstechnische Gründe hatte.


Aber es gab auch Schmetterlinge. Die armen Dinger wurden quasi nonstop abgelichtet, nacheinander von dreißig Chinesen und schließlich auch von mir.


Weiter ging es über Stock und Stein und rötliche Staubpisten zum Elefantenreiten. Das Thema Elefanten und Tourismus ist ein sehr kontroverses. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Tiere in Thailand stark zurückgegangen: Um 1950 lebten hier noch rund 50.000 Elefanten, heute sind es kaum mehr 3.500 Tiere. Wild lebende Elefanten gibt es kaum noch, im Norden sollen es etwa 300 sein. Die kontinuierliche Rodung der Wälder führte zu diesem drastischen Rückgang, die Zerstörung des Urwalds beraubte die Tiere ihres Lebensraumes. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren noch 70 Prozent Thailands mit Wäldern bedeckt, heute sind es nur noch zwanzig. Erst 1989 wurde die Abholzung gestoppt, die Arbeitselefanten wurden dadurch aber arbeitslos. Seitdem sind Elefantentouren beliebt geworden, sodass die Mahuts (Führer und oft auch Eigentümer eines Elefanten) ihre Tiere fortan für touristische Zwecke einsetzten. Ohne Zweifel gibt es in diesem Zweig des Natur-Tourismus viel Tierquälerei. Die barfüßigen Guides sitzen mit ihren Bambusgerten (Stangen mit einem spitzen Haken dran) auf dem Kopf des Elefanten und treiben ihn mit der täglichen Routine fünfzehn Minuten einen Pfad entlang, dabei bohrt sich das Metall ab und zu in die Seite des armen Tieres. Trotzdem war der Ort, an dem wir abgeladen wurden, nicht so schockierend wie andere Orte, wenn man den Berichten aus dem Internet glaubt. Und einige meinen, dass die Elefanten im Tourismus immer noch besser dran wären als jene , die man vor dem Waldschutzgesetz von 1989 als Arbeitselefanten in der Holzindustrie benutzt hat. Neben einigen Orten des Schreckens, von denen oft berichtet wird,  gibt es durchaus auch Elefantenfarmen, wo die Tiere nicht gequält werden und wo sie in guten Händen sind. Das staatlich geführte Thai Elephant Conservation Centre (TECC) in Lampang bildet Elefantenführer aus, bietet Trekkingtouren an, beherbergt ein Elefanten-Krankenhaus und engagiert sich sehr beim Schutz der Dickhäuter.


Zwischen Gut und Böse dürfte sich unsere kleine Elefantenfarm irgendwo in einer Grauzone befunden haben. Neben einer Hütte gab es einen kleinen Schrein, in dem eine Ganesha-Figur saß, ein hinduistischer Gott, der meist mit Elefantenkopf abgebildet wird. Respekt hat man vor dem Tier also auf jeden Fall. Wir durften die Elefanten auch mit kleinen Bananen und Tamarindenschoten füttern. Es gab sogar ein Elefantenbaby, das jedoch mit seinem Gewicht einen Kleinwagen hätte zerquetschen können und das frei über die Anlage spazierte.


Nach unserem kurzen Besuch bei den Elefanten fuhr man uns zur nächsten Station: Wandern durch den Dschungel. Falls ich es vorher vergaß zu erwähnen: Es war wie immer heiß und schwül und eigentlich will sich bei dem Wetter niemand wirklich bewegen - außer man will etwas zu sehen bekommen, dann ist Bewegung meist unvermeidlich. Deshalb stiegen wir auf einem engen Pfad den bewaldeten Berg hinauf.


Oben erwartete uns ein Wasserfall mit eiskaltem Wasser, was ein Segen für alle Beteiligten war. Man hatte zwar für einige Sekunden das Gefühl, schockgefroren zu werden, aber diese Dschungeldusche war das einzige ultimative Refreshment seit langem.


Danach ging es wieder hinunter, zu einem im Preis inbegriffenen Mittagessen: Standardmäßig hatte man Reis mit Gemüse vorbereitet. Essbar, aber nichts besonderes. Man kann aber nicht klagen. Jetzt waren wir alle gestärkt und bereit zum Wildwasser-Rafting. Hört sich super an, aber alles in allem kann gesagt werden, dass wir mit den Schlauchbooten die meiste Zeit auf irgendwelchen Felsen festsaßen, und so richtig nass wurde auch niemand. Erst als wir zum „Bamboo Rafting“ auf Bambusflöße umsteigen sollten, die eigentlich für zwei Personen gebaut waren, stand uns das Wasser bis zum Hals. Wir saßen bis zur Brust im Wasser, während sich der Guide anstrengte, das Floß über den steinigen Grund des Flusses zu schieben. Man hätte genauso gut zu Fuß gehen können. Oder schwimmen. Ganz egal. 
Diese Details sind vielleicht auch nur wichtig für diejenigen, die auch mal in Chiang Mai eine Tour buchen möchten und nicht erst die tausend Bewertungen bei TripAdvisor vergleichen wollen.


Letzter Höhepunkt war der Besuch in einem Dorf der Akha, wo angeblich einheimische Frauen in traditionellen Kleidern kitschige Souvenirs verkauften. Die gleichen Frauen laufen auch ganz verloren in ihrer Tracht auf Bangkoks Khaosan Road auf und ab und verkaufen Tonfrösche, die das Geräusch von Fröschen von sich geben, wenn man den geriffelten Rücken mit einem Holzklöppel reibt. Diese Menschen in diesem Dorf aber, die in Wirklichkeit zum großen Teil aus China eingewandert waren und hier von Zeit zu Zeit als thailändische Bergstämme wie Tiere im Zoo präsentiert werden, konnten einem ziemlich leidtun. Aber andererseits sind sie wahrscheinlich auch auf den Tourismus angewiesen, weshalb ich dann doch eine kleine Tabakspfeife für meine Sammlung gekauft habe.


Chiang Mai ist eine recht interessante Stadt, wenn man nicht allzu lange vor hat zu bleiben, und die Umgebung bietet einiges an Möglichkeiten für einen Aktivurlaub. Naturliebhaber sollten diesen Ort auf jeden Fall in ihre Reiseplanung mit aufnehmen, vielleicht auch als Zwischenstation auf dem Weg nach Norden oder nach Laos. Wir haben uns jedenfalls von Chiang Mai aus in das östliche Nachbarland aufgemacht und als nächstes Ziel Luang Prabang angepeilt.

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