Chiang Mai
gilt als einer der optimalen Ausgangspunkte für Trekkingtouren und Ausflüge ins
Umland. Die wichtigste Stadt im Norden Thailands hat 135.000 Einwohner und
beherbergt 200 buddhistische Tempel, von denen einige sehr sehenswert sind. Das
besondere an Chiang Mia ist, dass die Stadt ein viereckiger Wassergraben umgibt, an dessen Ecken noch Teile der antiken Stadtmauer erhalten sind.
Es gibt
natürlich einiges in der Stadt selbst zu sehen. Neben den vielen Wats lockt
auch der Nachtbasar viele Besucher an und dank eines internationalen Postamts
kann man endlich ein paar Postkarten loswerden. (Und es hat sich bestätigt,
dass die Karten aus Chiang Mai noch vor jenen aus den ersten Tagen in Bangkok
ihr Ziel erreicht haben.) Wir wollten allerdings zu einer der so hoch angepriesenen
Touren in die Umgebung starten, weshalb wir bei einem der vielen Travel Agents ein
Komplettpaket aus Wandern, Wildwasser-Rafting und Elefantenreiten gebucht haben. Zu
den Elefanten, die touristisch ausgebeutet werden und oft ein ziemlich miserables
Leben haben, gibt es verschiedene Meinungen, doch wir wollten uns die Sache
ohnehin mal vor Ort anschauen. Am nächsten Tag ging es los, mit einem der roten
Sammeltaxis und einem sehr kommunikativen taiwanesischen Pärchen an Bord. Ansonsten waren alle Mitreisenden deutsch oder österreichisch. Wie an so vielen
Orten in Thailand, übrigens. Man wird sie nicht los, die Deutschen oder
Österreicher.
Erster Stopp: Eine Orchideen-Farm. Zugegeben, hier holte uns so gut wie keine Erkenntnis ein und es war lediglich erstaunlich, dass die Blumen mit den Wurzeln in der Luft hingen, was wohl bewässerungstechnische Gründe hatte.
Aber es gab auch Schmetterlinge. Die armen
Dinger wurden quasi nonstop abgelichtet, nacheinander von dreißig Chinesen und
schließlich auch von mir.
Weiter ging
es über Stock und Stein und rötliche Staubpisten zum Elefantenreiten. Das Thema
Elefanten und Tourismus ist ein sehr kontroverses. In den vergangenen
Jahrzehnten ist die Zahl der Tiere in Thailand stark zurückgegangen: Um
1950 lebten hier noch rund 50.000 Elefanten, heute sind es kaum mehr 3.500
Tiere. Wild lebende Elefanten gibt es kaum noch, im Norden sollen es etwa 300
sein. Die kontinuierliche Rodung der Wälder führte zu diesem drastischen
Rückgang, die Zerstörung des Urwalds beraubte die Tiere ihres Lebensraumes.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren noch 70 Prozent Thailands mit Wäldern
bedeckt, heute sind es nur noch zwanzig. Erst 1989 wurde die Abholzung
gestoppt, die Arbeitselefanten wurden dadurch aber arbeitslos. Seitdem sind Elefantentouren
beliebt geworden, sodass die Mahuts (Führer und oft auch Eigentümer eines Elefanten) ihre
Tiere fortan für touristische Zwecke einsetzten. Ohne Zweifel gibt es in diesem
Zweig des Natur-Tourismus viel Tierquälerei. Die barfüßigen Guides sitzen mit ihren
Bambusgerten (Stangen mit einem spitzen Haken dran) auf dem Kopf des Elefanten und
treiben ihn mit der täglichen Routine fünfzehn Minuten einen Pfad entlang, dabei
bohrt sich das Metall ab und zu in die Seite des armen Tieres. Trotzdem war der
Ort, an dem wir abgeladen wurden, nicht so schockierend wie andere Orte, wenn man den Berichten
aus dem Internet glaubt. Und einige meinen, dass die Elefanten im Tourismus
immer noch besser dran wären als jene , die man vor dem Waldschutzgesetz
von 1989 als Arbeitselefanten in der Holzindustrie benutzt hat. Neben einigen
Orten des Schreckens, von denen oft berichtet wird, gibt es durchaus auch Elefantenfarmen, wo die
Tiere nicht gequält werden und wo sie in guten Händen sind. Das staatlich
geführte Thai Elephant Conservation Centre
(TECC) in Lampang bildet Elefantenführer aus, bietet Trekkingtouren an, beherbergt ein Elefanten-Krankenhaus und engagiert
sich sehr beim Schutz der Dickhäuter.
Zwischen Gut
und Böse dürfte sich unsere kleine Elefantenfarm irgendwo in einer Grauzone
befunden haben. Neben einer Hütte gab es einen kleinen Schrein, in dem eine Ganesha-Figur saß, ein hinduistischer Gott, der meist mit Elefantenkopf abgebildet wird. Respekt hat man vor dem Tier also auf jeden Fall. Wir durften die Elefanten auch mit kleinen Bananen und
Tamarindenschoten füttern. Es gab sogar ein Elefantenbaby, das jedoch mit
seinem Gewicht einen Kleinwagen hätte zerquetschen können und das frei über die
Anlage spazierte.
Nach unserem
kurzen Besuch bei den Elefanten fuhr man uns zur nächsten Station: Wandern
durch den Dschungel. Falls ich es vorher vergaß zu erwähnen: Es war wie immer
heiß und schwül und eigentlich will sich bei dem Wetter niemand wirklich bewegen - außer man will etwas zu sehen bekommen, dann ist Bewegung meist unvermeidlich. Deshalb stiegen wir auf einem engen Pfad den bewaldeten Berg hinauf.
Oben
erwartete uns ein Wasserfall mit eiskaltem Wasser, was ein Segen für alle
Beteiligten war. Man hatte zwar für einige Sekunden das Gefühl, schockgefroren
zu werden, aber diese Dschungeldusche war das einzige ultimative Refreshment
seit langem.
Danach ging
es wieder hinunter, zu einem im Preis inbegriffenen Mittagessen: Standardmäßig hatte man Reis mit Gemüse vorbereitet. Essbar, aber nichts besonderes. Man kann aber nicht klagen. Jetzt waren wir alle gestärkt und bereit zum Wildwasser-Rafting. Hört
sich super an, aber alles in allem kann gesagt werden, dass wir mit den
Schlauchbooten die meiste Zeit auf irgendwelchen Felsen festsaßen, und so
richtig nass wurde auch niemand. Erst als wir zum „Bamboo Rafting“ auf
Bambusflöße umsteigen sollten, die eigentlich für zwei Personen gebaut waren, stand uns das Wasser bis zum Hals. Wir saßen bis zur Brust im Wasser, während sich der Guide anstrengte, das Floß
über den steinigen Grund des Flusses zu schieben. Man hätte genauso gut zu Fuß
gehen können. Oder schwimmen. Ganz egal.
Diese Details sind vielleicht auch nur
wichtig für diejenigen, die auch mal in Chiang Mai eine Tour buchen möchten und
nicht erst die tausend Bewertungen bei TripAdvisor vergleichen wollen.
Letzter Höhepunkt
war der Besuch in einem Dorf der Akha, wo angeblich einheimische Frauen in traditionellen
Kleidern kitschige Souvenirs verkauften. Die gleichen Frauen laufen auch ganz
verloren in ihrer Tracht auf Bangkoks Khaosan Road auf und ab und verkaufen Tonfrösche,
die das Geräusch von Fröschen von sich geben, wenn man den geriffelten Rücken
mit einem Holzklöppel reibt. Diese Menschen in diesem Dorf aber, die in Wirklichkeit zum großen
Teil aus China eingewandert waren und hier von Zeit zu Zeit als thailändische
Bergstämme wie Tiere im Zoo präsentiert werden, konnten einem ziemlich leidtun.
Aber andererseits sind sie wahrscheinlich auch auf den Tourismus angewiesen,
weshalb ich dann doch eine kleine Tabakspfeife für meine Sammlung gekauft habe.
Chiang Mai
ist eine recht interessante Stadt, wenn man nicht allzu lange vor hat zu
bleiben, und die Umgebung bietet einiges an Möglichkeiten für einen Aktivurlaub. Naturliebhaber sollten diesen Ort auf jeden Fall in ihre Reiseplanung
mit aufnehmen, vielleicht auch als Zwischenstation auf dem Weg nach Norden oder
nach Laos. Wir haben uns jedenfalls von Chiang Mai aus in das östliche
Nachbarland aufgemacht und als nächstes Ziel Luang Prabang angepeilt.
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