Samstag, 12. Juli 2014

Zwanzig Jahre, ab morgen

Zwischen Mittelmeer und Jordan tobt Krieg. Gewaltspirale, Wut, Hass und Tod, wieder einmal aufs Neue. Doch das wirklich Deprimierende:
Jeden Tag, an dem Bomben eine Familie auslöschen und ein Kind zur Waise machen, werden eine ganze Generation zerstört und Kinder zu den Terroristen der Zukunft gemacht. Ab dem Tag, an dem die letzte Bombe gefallen ist, wird es vielleicht gute 20 Jahre dauern, bis echter Frieden möglich ist. Wunden werden in zwanzig Jahren nicht geheilt sein. Doch die Menschen werden gelernt haben, mit ihnen zu leben. Aber der Tag der letzten Bombe wird immer und immer wieder auf morgen verschoben. Zwanzig Jahre, ab morgen. Wieso?

Der Nahostexperte Peter Scholl-Latour hat vor wenigen Tagen zur aktuellen Lage in Israel und Palästina gesagt: „Frieden – das ist zwischendurch allenfalls eine Illusion, der man sich hingibt.“ Hoffnung auf Frieden gibt es scheinbar keine mehr. Nicht für einen Neunzigjährigen.

Zwanzig Jahre, ab morgen - das ist für die Politik nicht greifbar. Die Politik denkt oft nur in Vier-Jahres-Abschnitten, in Israel mitunter sogar noch kurzfristiger. Die politischen Eliten auf beiden Seiten der israelischen Sperranlage sind wahrscheinlich zu alt, um ein langfristiges Projekt namens „Frieden“ in Angriff zu nehmen. Stattdessen greifen sie an, halten den Ausnahmezustand, den Status quo aufrecht. Tag für Tag wird die nächste Generation von der Gegenwart zermürbt.

Wer kann da überhaupt noch optimistisch sein? Niemand - so lange die zuletzt gefallene Bombe nicht die letzte war.



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