Montag, 14. Juli 2014

Blick in die Vergangenheit (Jugendsünden)

Wusstet Ihr, dass ich lange Jahre vor meinem Blog schonmal eine eigene Website hatte? Tja, ich auch nicht. Zumindest nicht mehr! Gestern habe ich ein wenig nach meinem eigenen Namen geforscht und bin auf jemanden gestoßen, der sich Professor S********* nannte und ziemlich viel wirres Zeug geschrieben hat. Aus der Einleitung:

Das ist natürlich nur ein Pseudonym. Ich heiße in Wirklichkeit nicht so. Ich bin auch kein Professor. Aber ich denke ich habe das Zeug dazu die Welt zu verändern, und ich will euch immer up-to-date (neudeutsch etwa für aktuell) an meinen grandiosen Ideen teilhaben lassen.

Eine ziemlich große Klappe hatte der schon damals, unglaublich. Außerdem ziemlich oft „ich“. Und er dachte tatsächlich, man müsse mündigen Lesern erklären, was up to date bedeutet.
Sicher, hinter diesem Pseudonym vergab sich - der Thorschten. Im November 2007 hatte ich meinen ersten eigenen Laptop bekommen und war seitdem im Internet aktiv, wo ich die Weltöffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen versuchte. Ich scheine den erstbesten Homepage-Baukasten benutzt und eine Homepage eingerichtet zu haben. So richtig daran erinnern kann ich mich nicht mehr, obwohl 2007 noch nicht allzu lange her ist. Uns ist ja allen sogar noch diese Sache von 2006 präsent. Da war doch irgendwas mit Fußball und Sommer. Märchenstunde, was weiß ich. Hehehe…
Jedenfalls, meine Seite gab es ca. 6 Jahre lang und bis zum heutigen Tag haben mir dort 79 Besucher die Ehre erwiesen, wie die Statistik zeigt. Naja, der 79. Besucher war ich...
Und zu einem achtzigsten soll es jedenfalls nicht mehr kommen…

Politische Themen haben mich damals schon interessiert und deshalb fanden sich auf meiner Seite Themenblöcke wie „Nahost“ und „International“. Über Rechtsextremismus habe ich ebenfalls zwei, drei Kommentare veröffentlicht. Auch eine Kategorie „Menschen, die die Welt nicht braucht“ hatte ich mir ersonnen und dorthin berühmte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte verbannt, die kurz vorher Mesopotamien invasiert hatten. Meine Kommentare: bissig und messerscharf. Natürlich habe ich auch um Leserbriefe gebeten, von denen merkwürdigerweise bis heute keiner angekommen ist… - Merkwürdigerweise habe ich schon damals versucht, die Seite wie ein Blog zu handhaben und immer den neuesten Gedanken oben an den Anfang zu packen. Dabei hatte ich von Blogs noch keinen Schimmer. Scheint also, als sei ich zum Bloggen geboren worden, auch wenn es damals noch nicht danach aussieht…

Bevor ich versuchen werde, diese Seite aus dem nie vergessenden Gedächtnis des Internets zu löschen, will ich der Öffentlichkeit noch ein paar Fragmente der Philosophie meiner frühen Jahre zuführen. Zum Beispiel habe ich mir damals Gedanken über das Leben nach dem Tod gemacht…

Aber ehrlich wahr: Was bringt mir das Ganze? Manche denken ja, man könne im Paradies, oder im Himmel, mit Napoleon Schach spielen, sich mit Charlie Chaplin und Karl dem Großen unterhalten oder sogar Elvis treffen. Doch ist das wichtig? Will ich das? Jede Religion hat ja ihre interessanten Überzeugungen. Aber wer weiß, hab ich noch Lust auf dutzende Jungfrauen, wenn ich mit 85 Jahren sterbe? Habe ich Lust als Taube oder Schildkröte wiedergeboren zu werden, immer in der Hoffnung, irgendwann einmal das Nirvana zu erreichen? Will ich über die Wolken schweben? Ist es die Erfüllung, auf ewig mit König Henry VIII. Cricket zu spielen? Ich weiß ja nicht. Ich wäre ja schon froh, wenn mir Gott der Herr den Ewigen Frieden gewährt..... - eine einmalige Sache ohne Haken, und mehr will ich ja gar nicht...

Au weia, ich will gar nicht dran denken, dass knapp zwei Jahre nach diesen ersten pseudo-theologischen Verschriftlichungen mein evangelikales Intermezzo eingesetzt hat… aber das ist eine andere Geschichte.

Hui, auf meiner Website gab es sogar Witze:

Wahrsagerin zur Ehefrau: „Morgen stirbt ihr Mann.“
 „Das weiß ich“, antwortet die Frau. „Ich will bloß wissen, ob ich freigesprochen werde.“

Oder…

„Stimmt es, dass Nagetiere dumm und gefräßig sind?“
„Aber sicher, mein Mäuschen.“

Kann es sein, dass ich mit 17 eine chauvinistische Phase hatte…?

Natürlich durften auch unzählige Chuck-Norris-Witze nicht fehlen. Denn… Legenden leben ewig - Chuck Norris lebt länger. Naja, jedenfalls wussten wir als Teenager noch, wer Chuck Norris war und wieso niemand gegen diesen Mann ankam. Okay, Manuel Neuer vielleicht. Aber den kannten viele von uns damals noch nicht…

So, und mit der Löschung dieser Seite verschwindet ein weiteres Alltagsmonument unseres Zeitalters aus dem virtuellen Gedächtnis. Es kann manchmal auf jeden Fall ganz interessant sein, einen Blick in die Vergangenheit zu wagen, auch wenn es nur ein paar Jahre sind.

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