Wir leben
schon in turbulenten Zeiten. Die Amerikaner wollen ein paar nagelneue
Atomwaffen in Rheinland-Pfalz stationieren. Wieso eigentlich? Der
Flüchtlingsstrom hält derweil an. Doch statt über eine Lösung der Syrienkrise
nachzudenken, lässt die NATO ihre Eurofighter voll bewaffnet in Estland
rumfliegen und wartet auf die Russen. Die aber werden nicht kommen, denn Putin
ist gerade damit beschäftigt, seine Soldaten in Damaskus um Assad herum zu
positionieren – leider zielen sie in die falsche Richtung. Währenddessen holt
Innenminister de Maizière pensionierte Beamte zurück, um Asylanträge zu
bearbeiten, obwohl bestimmt irgendwo in Deutschland noch genügend Beamten aufzutreiben
wären, die zu wenig zu tun haben. Drittklassige Lösungen für ein Problem, das
sowieso keine Priorität hat. Der Innenminister hält es für wichtiger, am
europäischen Asylrecht rumzudoktern und der Pöbel hat endlich die Möglichkeit,
die Angst vor unsicheren Straßen, fiktiver Islamisierung und Flüchtlingen in
einen Topf zu werfen. Zur selben Zeit bedrohen Pegida-Anhänger Kinder in
Dresden („Euch kriegen wir auch noch!“), weil sie die Teilnehmer des „Schultheaters
der Länder“ für eine Gegendemonstration hielten. Demonstriert wird tatsächlich,
nämlich wo zurzeit der Konflikt zwischen Kurden und Türken eskaliert. Türkisch-deutsche
Online-Zeitungen, die ich eigentlich gerne lese, schießen gegen die (zu Recht oder
zu Unrecht noch verbotene) PKK und für Erdoğan, kurdische Online-Quellen
versuchen unterdessen nachzuweisen, dass Osama Abdul Mohsen („der Flüchtling,
dem ein Bein gestellt wurde“) in Wirklichkeit ein Radikaler der al-Nusra-Front
ist. Es geht drunter und drüber. Und immer mehr Menschen freunden sich wieder mit
den simplen Weltsichten und einfachen Lösungen an, die wir hierzulande in einem
jahrhundertelangen, äußerst schmerzhaften Prozess eigentlich zum großen Teil überwunden
haben sollten. Aber ist es die Aufregung wert? Wahrscheinlich geht das
Abendland sowieso unter – jetzt wo auch VW dem Untergang näher ist denn je…
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