Die letzte
Station vor unserem kurzen Aufenthalt in Bangkok war Koh Chang, eine Insel am
östlichen Küstenabschnitt Thailands. Per Bus ist sie über mehrere Stationen sogar
direkt von Phnom Penh aus erreichbar, wo wir uns am frühen Morgen vom Hostel aufgemacht
hatten. Unsere rostige Fähre trug uns pünktlich zum Sonnenuntergang über den
wellenlosen Golf von Thailand hinüber
auf die bergige, grüne Insel und wir kamen kurz nach Einbruch der Nacht an.
Die letzten
fünf Tage auf Koh Chang waren der puren Erholung gewidmet. Keine Bus- oder
Bahnfahrten mehr, keine Tempel und Ruinen, kein Stress. Nur Strand und ein
wenig Ruhe – zumindest war so der Plan. Wer sich jedoch in einem nichtklimatisierten,
von Stechmücken regelmäßig frequentierten Zimmer gleich neben der lautesten Bar
von Lonely Beach einquartiert, sollte
auch das passende Durchhaltevermögen mitbringen. Denn an Schlafen denken hier
die wenigsten. Der Name Lonely Beach
könnte ironischer nicht sein, denn hier trifft man so gut wie jeden Typ von
Thailand-Touristen: Vereinzelt ältere kanadische Ehepaare, häufiger schon britische
Egotrinker oder in den Achtzigern hängengebliebene Deutsche mit Vokuhila, und natürlich
Gruppen minderjährig anmutender Skandinavierinnen. Und alles drängt sich nachts
in Lonely Beach zusammen. Nur zwei
Querstraßen beherbergen das gesamte Nachleben des südlichen Inselabschnitts von
Koh Chang, eine Fülle von Tattoo-Studios und zahlreiche Unterkünfte, die immer
teurer werden je weiter man in die Nähe des Strandes rückt.
Strand ist aber
zu viel gesagt, denn die meisten „Strände“, die auf meiner im Supermarkt (7-Eleven)
erstandenen Inselkarte eingezeichnet waren, entpuppten sich als mehr oder
weniger felsige Uferabschnitte, von denen man einen guten Blick aufs Wasser hat
– mehr aber auch nicht. Auch manche Straßen, die noch auf der Karte verzeichnet
waren, existieren schon lange nicht mehr, aber dazu später…
Auf Koh
Chang mietet man wie auf den meisten thailändischen Inseln einen Scooter, um
von A nach B zu kommen. Mit vollem Tank und einem Helm von Honda düsten wir am
ersten Tag die Küstenstraße hoch und runter auf der Suche nach einer etwas
spießigeren Herberge, obwohl Lonely Beach bei Tag betrachtet tatsächlich
ruhiger ist. Unser Backpacker-Hostel, das sich bei Tageslicht als eigentlich sehr
stilvoll entpuppt hatte, war dennoch zu stickig und zu laut. Egal wie sich das
anhört, nach dreieinhalb Wochen und dreizehn unterschiedlichen Unterkünften war
die Zeit für einen Bungalow gekommen. Nicht weit von Lonely Beach fanden wir eine kleine Anlage, die von einem Franzosen
betrieben wurde. Er verbringt nur einen Monat im Jahr in Frankreich und lebt ansonsten
auf Koh Chang. Wie es das Schicksal wollte, hatten wir zu einem anständigen
Preis sogar einen Pool direkt vor der Bungalow-Tür. Merksatz für
Budget-Reisende: Von der Straße aus zum Wasser hin wird es teurer, in Richtung
Hang ist es auch für Studenten/-innen erschwinglich.
Fragt mich
nicht wieso, aber irgendwie verging der erste volle Tag, ohne dass irgendwer
seine Füße ins (vermeintlich kühle) Nass des Ozeans hätte halten wollen. Auch
der Pool blieb ungenutzt, doch wir verlängerten unsere in Lonely Beach gemieteten
Mopeds um einen Tag und genehmigten uns im gegenüber von der Rollervermietung liegenden
Restaurant ein gehörig scharfes Tom Yam.
Auf Anfrage erhielten wir die Suppe in voller Thai-Schärfe und waren dermaßen
am Heulen und Schnäuzen, dass es fast schon komisch war. Aber wir haben
überlebt.
Auf Koh
Chang gibt es im Süden ein Pier mit einigen Shoppingmöglichkeiten, man kann im
Schatten kleiner Pavillons auf dem Steg eine Mittagsrast einlegen und fast
überall gibt es was zu essen. Den ganzen Tag fahren offene Taxis die
Inselstraße ab und man kann jede Stunde zur gewünschten Destination aufbrechen.
Am geschicktesten sind aber die Scooter, die man an kleinen Ständen am
Straßenrand auftanken lassen kann. Die Flasche Sprit kostet 40 Baht (1,10 €).
Am zweiten
Tag waren wir wieder zu viert vereint und wollten wir zu einem Strand fahren,
der uns von zwei Mitreisenden auf der Fähre empfohlen worden war. Auf der Karte
sah alles recht unkompliziert aus und allzu weit war es scheinbar auch nicht.
Spannender wurde es erst, als wir vor einer Brücke standen, die nicht mehr
vorhanden war. Die Straße war auf unserem Weg immer verwachsener geworden und
schließlich lag uns direkt vor dem unterspülten Übergang ein Baumstamm im Weg. Da
es im Grunde nur eine Straße gibt, die wie ein geschlossener Ring um die
elefantenförmige Insel führt, gab es hier kein Durchkommen. Der als einzigartig
beschriebe Strand musste warten und wir legten uns anderswo ans Meer. Doch am
nächsten Tag wollten wir es obenrum probieren, einmal um die ganze Insel.
Wir
verlängerten die Mopeds um einen dritten Tag und brachen früh auf nach Long Beach, wo es ruhig und malerisch
sein soll. Erst nach Norden, dann an der Ostküste von Koh Chang so lange nach
Süden bis es nicht mehr weitergeht. Die Straßen sind wenig befahren und es
macht richtig Spaß, sich zwischen Palmen und Dschungel im Fahrtwind einen
leichten Sonnenbrand zu holen. Wir verfuhren uns ein bisschen, dann wurde die
Straße wieder exotischer und schließlich forderte eine Schotterpiste die Mopeds
heraus, für die wir unsere Pässe hatten hinterlegen müssen. No risk, no fun.
Alles blieb heil.
Koh Chang
hat nicht dieselben ewig weiten Strände oder dasselbe türkisblaue Wasser zu
bieten wie die Inseln im Süden Thailands, aber dieser Strand war die Mühe auf
jeden Fall wert. Und am Ende hatten wir ganze eineinhalb Stunden, um Long Beach zu genießen und dennoch
pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein.
Die letzten
Tage unserer Reise waren eigentlich recht unproblematisch. Wir planten aber
noch für zwei Tage erneut in das Chaos von Bangkok einzutauchen. Das Wunderbare
an Thailand ist aber, dass man alles so arrangieren kann, um am Morgen direkt
vor der Tür des Bungalow-Resorts in einen Minivan zu steigen und dann direkt
über die Fähre bis nach Bangkok gefahren zu werden. Auf diesem Wege ließen wir
das Dschungelparadies hinter uns und traten den letzten Weg in Richtung
Deutschland an.
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