Freitag, 12. Dezember 2014

"Sie sind überall!" - Faktencheck und nachdenkliches Kopfschütteln

Der Spiegel macht den Faktencheck zu Behauptungen der Pegida („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“), widerlegt falsche Behauptungen und uralte Ressentiments. Sogar GMX fragt: „Was ist dran an den Vorurteilen?“ So stellt man sich den neuen alten Ängsten derjenigen, die von sich selbst behaupten, aus der Mitte der Gesellschaft zu kommen. Die Zeitungen und Magazine schreiben angestrengt gegen jene Kräfte an, die in Dresden kürzlich 19.000 „besorgte Bürger“ mobilisieren konnten, um gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ zu demonstrieren. Zumindest versuchen sie es.
Doch wo schreiben hoffnungslos erscheint, muss man fragen: Was treibt diese Menschen an? Woher kommt die Angst – und wie kann man ihr begegnen?

Die immer gleichen Vorurteile

Die gängigsten Vorurteile und Behauptungen lassen sich mittlerweile sogar mit Statistiken und in Stein gemeißelten Zahlen widerlegen. Dass Zuwanderung den fleißigen Deutschen nur Geld kosten würde, hat eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) als falsch erwiesen: Die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass haben im Jahr 2012 für einen Überschuss von rund 22 Milliarden Euro gesorgt. Jeder Ausländer und jede Ausländerin zahlt pro Jahr etwa 3.300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als er oder sie an staatlichen Leistungen erhält.
Nun gut, aber kriminell ist der Ausländer an und für sich ja doch, oder? Wieder falsch. Die polizeiliche Kriminalstatistik (ebenfalls 2012) offenbart, dass nur jeder vierte Tatverdächtige keinen deutschen Pass hat – darin inbegriffen Touristen und aus dem Ausland agierende Banden.

Das älteste aller Vorurteile müsste heutzutage eigentlich gar nicht mehr thematisiert werden, gäbe es nicht einige Hetzer und ihre ungebildeten Fußsoldaten, die immer noch an das Märchen von der weggenommenen Arbeit glauben: Ausländer nehmen den fleißigen Deutschen die Arbeitsplätze weg. – Die Zahlen sprechen auch hier eine andere Sprache, der Mangel an Fachkräften und die Vielzahl unbesetzter Lehrstellen in vielen Regionen Deutschlands untermauern die Statistik. Währenddessen arbeiten studierte Iraner mitunter als Taxifahrer in Köln oder München, weil ihre Abschlüsse nicht anerkannt werden.
Aber wenn wir ehrlich sind, hat „der Ausländer“ immer nur die Drecksarbeit gemacht – und wurde genauso behandelt wie das, was er wegputzen musste. Wer sich an die Achtziger und Günter Wallraffs „Ganz unten“ (1985) nicht mehr erinnern kann, der sei an dieser Stelle auf die entsprechenden Links verwiesen.

„Sie sind überall“

Wer mit dem Jargon der extremen Rechten vertraut ist, dem muss jedes Mal ein Schauer über den Rücken laufen, wenn er Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft mit dem Begriff „Überfremdung“ jonglieren hört. Was bitte soll man darunter verstehen? Von Überfremdung singen „national gesinnte“ Liedermacher mit weinerlicher Stimme, gegen die Überfremdung schreien neubraune Führer in Bierzelten auf NPD-Kinderfesten an – aber in der bürgerlichen Mitte hat diese Sprache nichts verloren, nicht zuletzt weil die Aussage, die dahinter steht, grober Unfug ist. Wenn sich ein ganzes Land fremd wird, dann hat es größere Probleme als die Zuwanderung.

Die Diskussion um Zuwanderung, Integration und Migranten hält mittlerweile schon zu viele Jahre an, ohne wirklich Ergebnisse zu liefern. Bei den zuvor genannten Vorurteilen und den dazugehörigen Diskussionen am sprichwörtlichen Stammtisch geht es in Wirklichkeit nicht um Tatsachen – auch nicht beim Thema Muslime. Es geht um subjektives Empfinden. Denn Fakt ist: Muslime machen in Deutschlands gerade einmal um die 5 Prozent der Bevölkerung aus. Eine verschwindend kleine Minderheit, vor der das deutsche Abendland eigentlich keine Angst zu haben braucht. Doch fragt man jenen Teil der Bevölkerung, der Angst vor „dem Islam“ hat, so wird der Anteil der Muslime um ein Vielfaches höher eingeschätzt. Dieses Phänomen gibt es nicht nur in Deutschland, sondern überall, wo Einwanderer ankommen und sich ins alltägliche Stadtbild integrieren. So wird z.B. auch in Großbritannien der prozentuale Anteil von Muslimen und Ausländern zu hoch eingeschätzt.
Die Angst vor dem Fremden hat die Tendenz, sich bisweilen in eine unkontrollierbare Hysterie zu steigern. Doch wie kommt man gegen die neue Bewegung der Angstbürger an? Scheinbar nicht mit Zahlen und Fakten, denn die Anhänger dieser selbsternannten Bürgerbewegungen glauben nur der eigenen Statistik: Sie sehen einige überwiegend von Arabern bevölkerte Stadtteile, eine größtenteils von fremdländisch aussehenden Kindern besuchte Schule, ein morgenländisches Gebetshaus und können es angesichts dessen nicht ertragen, dass in ihrer Heimat auch andere Menschen heimisch geworden sind.
Die Angst vor dem Unbekannten – oder noch schlimmer: vor dem aus politically incorrecten Gruselmärchen schon bekannt Erscheinenden – ist es, die neuerdings Massen auf die Straße bringen kann. Seit dem Elften September ist das Kopftuch, das unsere deutschen Großmütter vor vierzig oder fünfzig Jahren noch wie selbstverständlich trugen, zu einem Symbol der „Überfremdung“ geworden. Die Debatte über entweder unterdrückte oder fundamentalistische „Kopftuchmädchen“, die in Wirklichkeit doch eigentlich nur ihren Glauben leben und in Ruhe gelassen werden wollen, scheint erst jetzt abzuflauen, da man endlich ein handfestes, brandgefährliches und noch bedrohlicheres Beispiel für die Schattenseiten der islamischen Kultur gefunden hat: Während Terroristen und Theokraten im Nahen Osten ein Kalifat des Schreckens zu errichten versuchen, fühlen sich die rechten Hetzer und Breivik-Anhänger in der Echtheit des Konstrukts, das sie „Islamisierung des christlich-jüdischen Abendlandes“ nennen, bestärkt.

Willkommenskultur – Auffanglagerkultur

Ressentiments gegen Ausländer und Zuwanderungskritik gibt es seit der ersten Stunde deutscher Einwanderungsgeschichte. Bis zum heutigen Tag hat sich die Stimmung zu einem neuen Höhepunkt seit den 1990er Jahren hochgeschaukelt, doch der Grund ist nicht etwa die aggressive Missionierungskultur rheinländischer Salafisten. Entscheidend ist vielmehr die Tatsache, dass immer mehr Menschen – und darunter auch viele Flüchtlinge aus arabischen Ländern – in Deutschland Schutz vor Krieg, Vergewaltigung und Mord suchen. Denn mehr noch als das geliebte Vaterland lieben der und die Deutsche das Geld, das im Namen der deutschen Allgemeinheit ausgegeben wird. Und da kommt es vielen gerade Recht, wenn ihnen jemand erzählt, dass hunderttausende Asylbewerber_innen in Deutschland wie Gott in Frankreich leben. Bei Pegida-Demonstrationen wetterte der Initiator Lutz Bachmann gegen „Heime mit Vollversorgung“ für Flüchtlinge, während sich die deutschen Alten „manchmal noch nicht mal ein Stück Stollen leisten können zu Weihnachten“. Wie groß muss der Hass eines Volkes sein, wenn es seine Alten in miserable Heime steckt und dann Bürgerkriegsflüchtlinge zu Schuldigen erklärt?

Die ZEIT (04.12.2014, Nr. 50) berichtet über die aktuellen Zustände in vielen Lagern. Es wird auch der Kinderarzt Andreas Schultz zitiert, der in einem Asylbewerberheim in München Kinder behandelt.

Manchmal, sagt Schultz, erinnere ihn München an den Sudan. […] An die hundert Kinder wohnen in der Notunterkunft, viele von ihnen seien krank, sagt Schultz. Er hört ihren Brustkorb ab, untersucht ihre Ohren und Atemwege. Er erzählt von Kindern, die eitrige Mandeln haben, weil sie seit Tagen im Zelt schlafen. Von Jungen und Mädchen, die apathisch an die Decke starren, weil es kein Spielzeug gibt. Von Jugendlichen, die nachts vor Kummer schreien und tagsüber Bilder mit blutüberströmten Menschen malen. Von Babys, die Durchfall bekommen, weil sie das Essen im Heim nicht vertragen. „Die Kleinen bräuchten Brei“, sagt Schultz. „Stattdessen setzt man ihnen Hackfleisch vor.“

Vollverpflegung sieht anders aus. Das interessiert Leute wie Pegida-Bachmann aber nicht. Dabei geht es hier nicht einmal um Zuwanderung an sich, denn Asylbewerber sind zunächst einmal Schutzsuchende. (Oft wird dies auf beiden Seiten missverstanden: Asylgegner argumentieren, das Boot sei voll. Deutschland könne nicht noch mehr Menschen durchfüttern. Asylbefürworter argumentieren dagegen beim Thema Asyl, Deutschland bräuchte doch Zuwanderung, allein schon um die Wirtschaft am Laufen zu halten.)  Doch Flüchtlinge in Deutschland wollen in allererster Linie als Menschen behandelt werden und nicht als Zahlen, Nummern und Objekte. Sie wollen ein Leben in Würde führen. Ein Recht, das ihnen das Grundgesetz eigentlich zugesteht.
Dabei sind die meisten Deutschen gastfreundlich – nur eben nicht im eigenen Wohngebiet:

Im wohlhabenden Hamburger Stadtteil Harvestehude wird seit Oktober um ein Asylbewerberheim gestritten. Einige Nachbarn sind gegen das Heim vor Gericht gezogen, sie sagen, sie hätten Angst vor „Kinderlärm“. Harvestehude ist kein kinderfeindlicher Ort. Es gibt „Wohlfühlkindergärten“ mit Biofrühstück und Kinderyogakursen, es gibt Kochschulen für Zwölfjährige und Kieferorthopäden speziell für Kinder. In manchen Flüchtlingsheimen gibt es nicht einmal Zahnbürsten. In Würzburg zum Beispiel werden Zahnbürsten nur an Asylbewerber verteilt, die älter als zwölf Jahre sind. Deutsche Kinder bekommen Zahnputzkurse, sie haben kaum noch Karies. Viele Flüchtlingskinder kann man an ihren schlechten Zähnen erkennen, sie sind oft braun und morsch. Wenn ein deutsches Kind Karies hat, bohrt man ein Loch und füllt den Zahn. wenn ein Flüchtlingskind Karies hat, wartet man, bis der Zahn verrottet ist, so will es das deutsche Gesetz.

Das ist eigentlich zum Heulen. Menschen leben in Baracken, bekommen nicht einmal Hartz-IV und alleinstehende Männer versuchen häufiger als der umliegende deutsche Durchschnitt, sich selbst das Leben zu nehmen. Doch der Mainstream will in den Zeitungen lieber von ungerechtfertigter Vollverpflegung oder Drogenrazzien lesen.

„Ich bin autochthoner Deutscher.“ – „Ist das heilbar?“

„Bürgerbewegungen“ wie die Pegida und viele andere sprechen das offen aus, was (zu) viele Deutsche mittlerweile oder noch immer denken. Sie vertreten ein unvertretbares Deutschlandbild, in dem unterschieden wird zwischen Einheimischen und „Gästen“, die oft seit Generationen ihre Steuern in Deutschland zahlen, nie wirklich wie Gäste aufgenommen wurden und auch so schnell wie möglich wieder verschwinden sollen. Sie werfen diesen Gästen vor, undankbar zu sein. Dabei sind sie es selbst, die undankbar sind. In einem Land, das aus jeder Krise nahezu unbeschadet hervorgeht und sich dennoch bemitleidet, haben Zuwanderer oder Flüchtlinge dennoch keinen Platz. Im Land der Dichter und Denker denkt man immer weniger und dichtet nur noch selten – allerdings nicht deshalb, weil Zuwanderer, Asylanten oder Salafisten einen davon abhalten würden, sondern weil es viel komfortabler ist, erst einmal einen Schuldigen für ein aktuelles Schlamassel zu suchen. Doch vielleicht ist es die Art des (und der) Deutschen an sich: Wir haben schon mit uns selbst ein Problem, da brauchen wir nicht noch Andere, mit denen wir mehr Probleme haben können.

Doch wann fangen wir endlich an, uns um die wirklichen  Probleme zu kümmern – gemeinsam?

5 Kommentare:

  1. Zu deiner "Studie" mal ein paar Anmerkungen in 4 Teilen (Teil 1/4)

    Ja, gut dass die Personen mit eigener Migrationserfahrung nicht berücksichtigt werden, weil sie mittlerweile eingebürgert, denn sonst sähe die Bilanz wohl ganz anders aus.
    Geht man in dieser Studie von einer Nettozahlung im Barwert von 22.300 Euro je Ausländer bis zum Lebensende aus, so waren es im Vergleichswert von 2006 nur 11.600 Euro. Aber die Personen mit diesem extrem geringen Leistungswert sind ja mittlerweile deutsch und zählen dann nicht.

    Ferner unterschlägt die Studie zunächst die allgemeinen Staatausgaben. Erst nach vielen weiteren Ausführungen fällt der entscheidende Satz:
    „Stellt man den Ausländern gemäß ihrem Bevölkerungsanteil einen Anteil an den allgemeinen Staatsausgaben – Verteidigung, Straßenbau etc. – in Rechnung, gerät ihre fiskalische Bilanz ins Defizit.“

    Dabei ist die tatsächliche Inanspruchnahme der allgemeinen Staatsausgaben durch die Ausländer noch gar nicht berücksichtigt. So hat die Einwanderung mit der Integrationspolitik und den dazugehörigen Dienstleistungen einen eigenen Staatssektor hervorgebracht, den Inländer überhaupt nicht brauchen. Das reicht von den Übersetzer- und Dolmetscherdiensten im Umgang mit Behörden bis zu den Ministerien für Integration und Migration.
    Eine deutliche Mehrbelastung durch Ausländer fällt bei den Sektoren innere Sicherheit und Justiz an. Die Kriminalitätsrate durch Ausländer ist 3 mal so hoch wie ihr Bevölkerungsanteil und damit 4mal höher wie die Kriminalitätsrate durch Inländer.

    Des Weiteren findet der durch Zuwanderung aufkommende Lohndruck keinerlei Berücksichtigung.

    Ich muss aber wohl gleich mal die Bürgermeister von Duisburg und Gelsenkirchen anrufen, dass sie dann wohl wegen ihres sehr starken Ausländer- und Migrationsanteils, als wohl ziemlich reichste Städte gelten müssten...

    Und wenn man dann Bildung auch noch berücksichtigt: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/integration/die-schrumpfvergreisung-der-deutschen-deutschland-verschlaeft-den-kampf-um-talente-1579548.html

    Aber lassen wir das lieber, sonst empfehle ich zum Schluss noch das Buch"Der Hund, der Eier legt"

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  2. Teil 2/4

    Ach jetzt weiß ich auch wieso man zum Beispiel den durch Migration verursachten Lohndruck nicht einbezogen hat:

    „Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftswissenschaft-liches Forschungsinstitut.

    Es beschäftigt sich mit der Forschung, der wirtschaftspolitischen Beratung, der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses und dem Wissenstransfer an die Öffentlichkeit. Alleiniger Gesellschafter ist das Land Baden-Württemberg, das das ZEW zu einem großen Teil finanziert. Die Ausrichtung des Instituts wurde weitgehend der Wirtschaft überlassen, die im Aufsichtsrat vertreten ist und über den Förderkreis Wissenschaft und Praxis Einfluss nimmt. Verbraucher-/Umweltschutzorganisationen oder Gewerkschaften sind in den Gremien des ZEW nicht vertreten. Sowohl der aktuelle Präsident Clemens Fuest als auch sein Vorgänger Wolfgang Franz sind Mitglied einer Vielzahl von wirtschaftsnahen Organisationen und Netzwerken. Insbesondere in seinen Stellungnahmen zur Arbeitsmarktpolitik (z. B. Beurteilung von Mindestlöhnen) oder Steuerpolitik vertritt das ZEW regelmäßig die Positionen der Arbeitgeber."
    https://lobbypedia.de/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Europ%C3%A4ische_Wirtschaftsforschung

    Wahrscheinlich haben die beim ZEW, so wie es die Bundesregierung ab nächstes Jahr macht, die Gewinne aus dem Drogenhandel usw mit einberechnet.

    Kritik an offensichtlichen Mängel der Studie ist nicht nur VWLérn vorbehalten, die meinen im Elfenbeinturm die Weisheit gefressen zu haben, sondern Kritik steht jedem zu, und selbstverständlich auch den Bashern. Damit müssen Studien leben und erst recht dann, wenn für das Ergebnis ungünstige Variablen ausgenommen wurden.

    Aber nach kurzem Suchen sehe ich, dass nicht nur mir diese Fehler auffallen:

    "Schaut man sich die Berechnungen im Einzelnen an, wird das Bild jedoch komplizierter. Düster sieht die Kalkulation für Ausländer aus, die 2012 hier geboren wurden. Unter Status-quo-Bedingungen würden sie über den gesamten Lebenszyklus hinweg durchschnittlich gut 44.000 Euro mehr an Transfers erhalten, als sie an Steuern und Sozialbeiträgen zahlen. Im Gegensatz dazu zahlen die im gleichen Jahr geborenen Deutschen fast 112.000 Euro mehr ein, als sie von Vater Staat erhalten.

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  3. Teil 3/4

    Der Hauptgrund für die höchst unterschiedliche Bilanz ist am Arbeitsmarkt zu suchen. Ausländer sind deutlich häufiger ohne Job und somit auf Sozialleistungen angewiesen. Aufgrund des im Durchschnitt niedrigeren Bildungsniveaus verdienen die erwerbstätigen Migranten zudem weniger als die Deutschen und zahlen somit geringere Abgaben und Steuern. Bei den Sozialabgaben, die bei beiden Gruppen den größten Posten ausmachen, beträgt der Rückstand der Ausländer fast 30 Prozent. Bei der Einkommensteuer sind es gar 40 Prozent.

    Aufgrund der geringeren Beitragszahlung bekommen die Migranten allerdings auch gut ein Drittel weniger Rente. Auch im Bildungssektor liegen die Ausgaben für Ausländer aufgrund der geringeren Bildungsbeteiligung um zwölf Prozent unter denen für Deutsche. Umgekehrt sieht es dagegen beim Bezug von Sozialtransfers wie Arbeitslosenhilfe oder Wohngeld aus: Hier erhalten Zuwanderer ohne deutschen Pass im Schnitt gut 80 Prozent mehr als die deutschen Bürger.

    Während diese Zahlen zur Generationenbilanz die Zuwanderungsbefürworter ernüchtern dürften, hält die ZEW-Studie auch völlig entgegengesetzte Botschaften parat. Denn die Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung ist viel günstiger als die der deutschen. Vor allem über das Sozialsystem gibt es eine Umverteilung von Jung zu Alt, da die Aktiven höhere Beiträge und Steuern zahlen, während die Senioren Rente, Pflegeleistungen und den Großteil der Gesundheitsleistungen erhalten.

    Der Migrantennachwuchs müsste besser ausgebildet werden

    Zuwanderung sorgt dafür, dass mehr Aktive bereitstehen, um die wachsende Zahl an Senioren zu alimentieren. Bezieht man diesen Effekt mit ein, dann dreht sich der Beitrag der Ausländer ins Positive. Denn die 6,6 Millionen hier lebenden Zuwanderer ohne deutschen Pass werden laut ZEW-Berechnung pro Kopf bis an ihr Lebensende gut 22.000 Euro mehr an Steuern und Abgaben zahlen, als sie an Transfers erhalten. Ein schönes Plus – allerdings liegt der Betrag bei der deutschen Bevölkerung pro Kopf mit gut 88.000 Euro vier Mal so hoch.

    Studienautor Holger Bonin weist allerdings darauf hin, dass der Nettozahlereffekt der Ausländer deutlich höher sein könnte, wenn der Nachwuchs der Migranten besser ausgebildet wird, als dies bei der Generation der früher eingewanderten Gastarbeiter der Fall war. Tatsächlich haben laut ZEW schon rund 40 Prozent der jungen Türken, Italiener, Ex-Jugoslawen oder Griechen eine bessere Schulbildung als ihre Eltern.

    Doch es gibt noch einen Wermutstropfen. Die öffentliche Hand finanziert mit den Steuereinnahmen schließlich auch noch allgemeine Staatsausgaben wie Verteidigung, Straßenbau oder Polizei. Stellt man den Ausländern gemäß ihrem Bevölkerungsanteil einen Anteil an diesen Kosten in Rechnung,

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  4. Teil 4/4

    rutscht ihre fiskalische Bilanz wieder tief ins Minus, resümiert die Studie. Fast 80.000 Euro pro Ausländer beträgt danach die Finanzierungslücke.

    Allerdings entfällt bei einer solchen Gesamtbetrachtung auch auf jeden Deutschen ein Defizit. Es ist allerdings mit gut 3000 Euro deutlich kleiner als bei den Migranten. Um die Lücke zu schließen, müsse die Politik früher oder später Steuern anheben oder Leistungen kürzen, stellt ZEW-Forscher Bonin klar."
    http://www.welt.de/politik/deutschland/article134773900/Nur-gut-gebildete-Migranten-stuetzen-Sozialkassen.html

    Und auch da fehlen noch die ausländertypischen Ausgaben durch Integrationsmaßnahmen, Ausländerbehörden und ihre Verwaltungsaufgaben, Schäden durch Kriminalität sowie der daraus entstehende Aufwand bei der Polizei und den Justizbehörden, Kosten der Unterbringung für kriminelle Ausländer in Gefängnissen

    Das sind alles leicht zu recherchierende Kosten, die kein Staatsgeheimnis sind. Und daher frage ich mich schon warum man solche Variablen weggelassen hat.

    Deine Beurteilung zum ZEW sehe ich in der Objektivität geschmälert durch deine persönliche Bezugsnähe und dem Umstand, dass du scheinbar das Gefühl hast eine Ehrverteidigung deines Standes vornehmen zu müssen.

    Aber gut

    Fazit zur Studie:
    Die Studie ist so oder so Blödsinn - spätestens bei "Generationenbilanz" hätte man aufhören können, zu lesen. Jede Projektion eines Staatshaushaltes für die nächsten 50 bis 75 Jahre ist per se Blödsinn, und das wissen wir alle. Niemand kann sagen, ob nicht bereits bei der nächste BTW beispielsweise das Renten- oder KV-System grundlegen umgestaltet wird, und somit sind solche zahlenmäßigen Betrachtungen über derartige Zeiträume hinfällig.

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    1. Bist Du eigentlich erstaunt, dass ich Dich nicht zensiert habe? :D Hab' Deinen Kommentar auf Allmystery erst jetzt gesehen...^^

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