(Teil 4 meiner
Rechtsextremismus-Reihe 2013)
Das „Deutsche
Polizei-Hilfswerk“ (DPHW)
Im Gegensatz zu den meisten Begriffen sagte mir
das sogenannte „Deutsche Polizei-Hilfswerk“ überhaupt nichts, als ich zum
ersten Mal davon hörte. Beim näheren Hinschauen war ich aber zumindest
beunruhigt.
Zwar melden Internet-Quellen, dass sich das
DPHW schon im Juni aufgelöst hätte, doch die offizielle Homepage der
Organisation sagt etwas anderes. Dort wird immer noch Werbung gemacht.
Werbeplakat des DPHW |
Was ist das DPHW? – Die Mitglieder der
Organisation verstehen sich als eine Art Bürgerwehr, in der natürlich nicht nur
groß gewachsene, blonde Germanen willkommen sind. Wie die meisten ihrer Art
zeigt sich auch diese Gruppe offen für alle Bürger. Das DPHW will „Lücken
schließen“, die durch mangelnde Polizeipräsenz entstanden sind. Recht und Ordnung
sollen durchgesetzt werden, Gesetzesverstöße werden „durch öffentliches
Einschreiten“ abgestellt, heißt es auf der DPHW-Website. „Die
Nachbarschaftshilfe und das menschliche Miteinander sollen dabei wieder in den
Vordergrund gerückt werden.“ Man könnte es auch organisierte Selbstjustiz
nennen.
Beispielhaft ist ein Vorfall vom November 2012:
Die Hilfspolizisten in
Uniform gerieten den Ermittlern ins Visier, als sie am 23. November des letzten
Jahres einen Gerichtsvollzieher in Bärwalde bei Meißen festnahmen, als dieser
dort Schulden eintreiben wollte. Die Amtsperson musste von der richtigen
Polizei befreit werden. Der Mann ist seither krank. Offensichtlich ist das kein
Einzelfall. Mehrfach versuchte das Polizeihilfswerk, die Vollstreckung von
Geldforderungen zu verhindern. Am 11. Oktober in Sonneberg: Hier musste die
echte Polizei eingreifen, weil Mitglieder des DPHW den Chef des Finanzamts
bedrängten. Und am 29. November wurde die echte Polizei in Weimar gerufen, weil
Uniformierte des DPHW eine Gerichtsvollzieherin festnehmen wollten. Gegen
sieben Beschuldigte wird nun ermittelt.
(Quelle: Exakt/MDR)
Das DPHW hat – wie auch z.B. der „Freistaat
Preußen – eine überraschend gut organisierte Internet-Präsenz. Die Homepage
macht einen vertrauenserweckenden Eindruck – auf den ersten Blick. Pressesprecher
dieser Miliz ist Holger Fröhner, der in seinen weitgehend unbekannten Büchern (Die Jahrhundertlüge) ideologisch betätigt
und im März 2013 von Fahndern des Operativen
Abwehrzentrums Rechtsextremismus festgenommen wurde.
Derzeitiger Vorstand des DPHW ist Volker
Schöne, der sich ebenfalls in Presseerklärungen der Organisation zu Wort
meldet. Dort wirft er mit Zitaten von Mahatma Gandhi um sich, doch auf seiner
privaten Homepage verweist er auf vaterländische Rechtsrock-Lieder wie z.B. „Wenn
der Wind sich dreht“ von Faktor
Widerstand.
Diese Selbstdarstellung des DPHW soll darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei der Bürgerwehr um einen Verein rechter Macht-Junkies handelt. |
Das DPHW ist eine polizeiähnliche Organisation
mit rechtsextremem Hintergrund – wer findet das noch beunruhigend? Was noch
beunruhigender ist: Man weiß zu wenig über solche rechten Umtriebe. Das zu
ändern war meine Intension, als ich diesen Blogeintrag geschrieben habe.
Fazit
Sollten bei einigen meiner Leser Zweifel an der
Existenz der Bundesrepublik aufkommen, möchte ich zum Schluss auf eine
Erklärung des Amtsgerichts Duisburg aus dem Jahr 2006 verweisen:
„Das Deutsche Reich in seiner
historischen Gestalt ist spätestens mit der bedingungslosen Kapitulation aller
Streitkräfte vom 7. und 8. Mai 1945 institutionell vollständig
zusammengebrochen. Seine damals noch vorhandenen Organe und sonstigen
staatsrechtlichen Strukturen sind im Mai 1945 auf allen Ebenen endgültig
weggefallen, an ihre Stelle sind in den folgenden Jahren, zuletzt durch die
deutsche Wiedervereinigung vom 3. Oktober 1990, neue, durch allgemeine Wahlen
historisch und rechtlich uneingeschränkt legitimierte Strukturen getreten.“
Eine etwas knappe Erklärung, die sich jedoch
weitgehend mit anderen Gerichtsurteilen deckt – und mit dem gesunden
Menschenverstand.
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