Donnerstag, 13. März 2014

Teil 4: Multikulti in Maskat

Im Oman treffen sich die Kulturen. Über die Jahrhunderte wurde das Land auf der Arabischen Halbinsel von verschiedenen Einflüssen geprägt. Die arabische Stammeskultur dominiert das Hinterland, in den Hafenstädten konnten auch Kaufleute vom indischen Subkontinent Fuß fassen.

Die Sultan-Qaboos-Moschee























Die Bewohner des Oman sind heute eine bunte Mischung. Die meisten einheimischen Araber, etwa 75% der ca. 3,1 Millionen Einwohner, gehören den Ibaditen an. Diese Konfession lässt sich weder in die sunnitische noch in die schiitische Richtung des Islam einordnen. Sie ist der letzte Überrest der Charidschiten, die sich nach dem Tod des dritten Kalifen Uthman vom Rest der Muslime abspalteten. Mit der Sultan-Qaboos-Moschee setzte der Regent seiner Religion ein Denkmal.


Doch das gewaltige Gotteshaus steht auch symbolisch für den Aufschwung des Landes. Sultan Qaboos übernahm 1970 die Macht im Oman und einigte zerstrittene Stämme. Er errichtete ein Sultanat und unterzog es einer Reihe von Reformen und Modernisierungen. In der Regierungszeit seines Vaters gab es im ganzen Land nur eine einzige geteerte Straße, Krankenhäuser waren nur in Maskat zu finden. Ein Bildungssystem war quasi nicht vorhanden. Der neue Sultan schaffte es, den Oman in wenigen Jahrzehnten in einen modernen Staat zu transformieren, der die Balance zwischen Tradition und Fortschritt hält und auch nach der Entdeckung von Erdöl nicht in dekadentes Verschwendertum abdriftete. Heute gibt es in jeder Ortschaft zumindest eine medizinische Erstversorgung, die Universitäten sind voll, Mädchen und Frauen erfahren die gleiche Bildung wie Männer.

Ursprünglich galten die Ibaditen als sehr konservativ, doch heute zeichnet sie vor allem ihre Friedfertigkeit aus: Sultan Qaboos lehnte offen Gewalt und Intoleranz ab. Diese Einstellungen entsprächen nicht dem Wesen des Islam. Im Oman leben heute dank der ibaditischen Prägung des Landes verschiedene Religionen und Konfessionen friedlich miteinander. Es gibt auch christliche Kirchen und hinduistische Tempel, die neben religiöser Toleranz auch für das omanische Multikulti stehen.

Multikulti im Oman

Heute leben etwa 600.000 Gastarbeiter aus Indien, Pakistan und Bangladesch im Oman. Doch auch viele alteingesessene Omanis haben Vorfahren aus Ostafrika oder Belutschistan. In Maskat wird die iranisch-pakistanische Herkunft vieler Städter sogar in der Tracht dokumentiert: Es gibt zwei wichtige traditionelle Kleidungsstile, Masqatī und Balūshī. Ein gutes Beispiel für die Beziehung zwischen dem Oman und dem indisch-persischen Raum ist Viertel Lawatiya in Matrah, über das ich schon geschrieben habe.


Vor allem was die Küche angeht, findet man im Land ein nahezu unerschöpfliches Sammelsurium von Speisen unterschiedlicher Herkunft. An jeder Straßenecke kann man indische Snacks kaufen, frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse, Kartoffeln und manchmal mit Huhn. Doch vor allem Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten.


In Restaurants überwiegt jedoch meist die libanesische Küche. Restaurants mit traditionell omanischem Essen sind extra als solche gekennzeichnet. In Maskat findet man von Fisch bis Fleisch alles, hungrige Mägen werden auf jeden Fall gefüllt – und das meist auch noch sehr preiswert.

Auch architektonisch haben verschiedene Kulturen ihre Einflüsse hinterlassen. In Matrah findet man typisch islamische Baustile, die jedoch nicht immer typisch arabisch sind (s. Lawatiya). Verlässt man den Souk landeinwärts, so stößt man bald auf eine Moschee mit einem wunderschönen Minarett, die ganz und gar nicht arabisch aussieht. Auch hier macht sich der Baustil des indischen Subkontinents bemerkbar.

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