Im Oman
treffen sich die Kulturen. Über die Jahrhunderte wurde das Land auf der
Arabischen Halbinsel von verschiedenen Einflüssen geprägt. Die arabische
Stammeskultur dominiert das Hinterland, in den Hafenstädten konnten auch Kaufleute
vom indischen Subkontinent Fuß fassen.
Die Sultan-Qaboos-Moschee
Die Bewohner
des Oman sind heute eine bunte Mischung. Die meisten einheimischen Araber, etwa
75% der ca. 3,1 Millionen Einwohner, gehören den Ibaditen an. Diese Konfession lässt
sich weder in die sunnitische noch in die schiitische Richtung des Islam
einordnen. Sie ist der letzte Überrest der Charidschiten, die sich nach dem Tod
des dritten Kalifen Uthman vom Rest der Muslime abspalteten. Mit der
Sultan-Qaboos-Moschee setzte der Regent seiner Religion ein Denkmal.
Doch das
gewaltige Gotteshaus steht auch symbolisch für den Aufschwung des Landes.
Sultan Qaboos übernahm 1970 die Macht im Oman und einigte zerstrittene Stämme.
Er errichtete ein Sultanat und unterzog es einer Reihe von Reformen und
Modernisierungen. In der Regierungszeit seines Vaters gab es im ganzen Land nur
eine einzige geteerte Straße, Krankenhäuser waren nur in Maskat zu finden. Ein
Bildungssystem war quasi nicht vorhanden. Der neue Sultan schaffte es, den Oman
in wenigen Jahrzehnten in einen modernen Staat zu transformieren, der die
Balance zwischen Tradition und Fortschritt hält und auch nach der Entdeckung
von Erdöl nicht in dekadentes Verschwendertum abdriftete. Heute gibt es in
jeder Ortschaft zumindest eine medizinische Erstversorgung, die Universitäten
sind voll, Mädchen und Frauen erfahren die gleiche Bildung wie Männer.
Ursprünglich
galten die Ibaditen als sehr konservativ, doch heute zeichnet sie vor allem
ihre Friedfertigkeit aus: Sultan Qaboos lehnte offen Gewalt und Intoleranz ab.
Diese Einstellungen entsprächen nicht dem Wesen des Islam. Im Oman leben heute
dank der ibaditischen Prägung des Landes verschiedene Religionen und
Konfessionen friedlich miteinander. Es gibt auch christliche Kirchen und hinduistische
Tempel, die neben religiöser Toleranz auch für das omanische Multikulti stehen.
Multikulti im Oman
Heute leben
etwa 600.000 Gastarbeiter aus Indien, Pakistan und Bangladesch im Oman. Doch
auch viele alteingesessene Omanis haben Vorfahren aus Ostafrika oder
Belutschistan. In Maskat wird die iranisch-pakistanische Herkunft vieler
Städter sogar in der Tracht dokumentiert: Es gibt zwei wichtige traditionelle
Kleidungsstile, Masqatī und Balūshī. Ein gutes Beispiel für die
Beziehung zwischen dem Oman und dem indisch-persischen Raum ist Viertel Lawatiya in Matrah, über das ich schon
geschrieben habe.
Vor allem
was die Küche angeht, findet man im Land ein nahezu unerschöpfliches
Sammelsurium von Speisen unterschiedlicher Herkunft. An jeder Straßenecke kann
man indische Snacks kaufen, frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse,
Kartoffeln und manchmal mit Huhn. Doch vor allem Vegetarier kommen hier auf
ihre Kosten.
In
Restaurants überwiegt jedoch meist die libanesische Küche. Restaurants mit
traditionell omanischem Essen sind extra als solche gekennzeichnet. In Maskat
findet man von Fisch bis Fleisch alles, hungrige Mägen werden auf jeden Fall
gefüllt – und das meist auch noch sehr preiswert.
Auch
architektonisch haben verschiedene Kulturen ihre Einflüsse hinterlassen. In
Matrah findet man typisch islamische Baustile, die jedoch nicht immer typisch
arabisch sind (s. Lawatiya).
Verlässt man den Souk landeinwärts, so stößt man bald auf eine Moschee mit
einem wunderschönen Minarett, die ganz und gar nicht arabisch aussieht. Auch
hier macht sich der Baustil des indischen Subkontinents bemerkbar.
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