Die erste Orientierung in Maskat gestaltet sich etwas schwerfällig. Die einzelnen Stadtteile liegen getrennt voneinander zwischen bräunlich-felsigen Bergen, man kommt am besten mit dem Taxi von einem Ort an den anderen. Meine erste Erkundungstour durch die Stadt führt mich an das alte Handelszentrum von Maskat, nach Matrah. Hier liegt einer der größten Häfen der Region, zwischen vierhundert Jahre alten Festungen aus portugiesischer Zeit, die auf den Felsen im Osten und Westen der Bucht auf den Felsen thronen.
Eine Hafenpromenade, die Corniche, führt vom Fischmarkt an den eindrucksvollen Fassaden des Lawatiya-Viertels und der dazugehörigen
Moschee vorbei zum Souk, wo sich der geschäftigste Teil des städtischen Lebens
abspielt. Die Ströme der Kreuzfahrttouristen, die zuvor in kleinen und großen
Bussen vom Hafen angekarrt werden, ergießen sich am Vormittag in die Gassen des
Marktviertels. Kurzbehoste Deutsche, Franzosen und Spanier bilden einen beinahe
nackten Kontrast zu den omanischen Männern in ihren langen weißen Gewändern und
den verhüllten Frauen, von denen einige mit einem schwarzen Schleier sogar das
Gesicht komplett bedecken. Doch der Stoff ist etwas dünner, sodass man bei
günstiger Sonneneinstrahlung manchmal die Konturen erkennen kann.
Von zwei bis vier Uhr am
Nachmittag schließen die Geschäfte und der Souk wird menschenleer. Die
Mittagssonne brennt vom wolkenlosen März-Himmel. Schlagartig sind die Touristen
verschwunden, die Anwohner verschwinden in ihren Häusern und hunderte Möwen
erobern die Promenade. In den steinernen Pavillons, die in regelmäßigen
Abständen das Hafenbecken säumen, kann man eine schattige Mittagspause einlegen
und beobachten, wie Kinder von der Schule kommen und eine Familie spazieren
geht. Schon zehnjährige Buben tragen die lange Dischdascha und eine schicke Kappe.
Der Verkehr hat abgenommen,
doch die kühle Brise ist immer noch etwas abgasgeschwängert. Bauarbeiter sitzen
im Schatten der großen weißen Handelshäuser und sehen zu, wie sich ihr Bagger
in der Sonne aufheizt. Die Muezzine haben schon zum Gebet gerufen, rau und
etwas unmelodisch. Es gibt nicht viel zu tun.
Erst nach sechzehn Uhr kehrt
wieder Leben ein. Die Weltenbummler sind von der AIDA zurück und der Souk füllt
sich erneut mit Menschen. In den überdachten Hauptgassen des Marktviertels
bekommt man heute vor allem Souvenirs, aus Syrien importierte Holzkästchen und
tonnenweise Weihrauch aus dem Süden des Oman. Die Touristen kaufen Tücher,
Rauchwerk und kleine goldene Kamele. Weicht man ab von den überfüllten
Hauptgassen des Souk, gelangt man jedoch in die eine oder andere Ecke, in der
Haushaltsgegenstände, Alltagskleidung und Schreibwaren verkauft werden. Oder
man findet den Weg in die engen Straßen des Goldmarktes, wo vor allem die
Bewohnerinnen von Matrah ihren Schmuck einkaufen.
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