Deutschland
hat gewählt, die Koalitionsverhandlungen laufen. Es gab eine überragende
Gewinnerin und ein paar Verlierer. Für die FDP war das Ergebnis der letzten
Bundestagswahl allerdings ein Desaster. Die Folge von fehlgeleiteter
Parteipolitik und einem enormen Vertrauensverlust in die Führungsspitze ist
gravierend: In der neuen Legislaturperiode werden die Liberalen zum ersten Mal
in ihrer Geschichte nicht mehr im Bundestag vertreten sein. Ganze 95,2% der
Wählerinnen und Wähler haben ihr Kreuzchen nicht
bei der FDP gemacht – infolgedessen werden die meisten von ihnen die Partei
auch nicht sonderlich vermissen.
Szenenwechsel.
Am 22. August 2013 legte der NSU-Untersuchungsausschuss seinen Abschlussbericht
vor. Im Januar letzten Jahres war das Gremium unter Vorsitz des Abgeordneten
Sebastian Edathy (SPD) einberufen worden, um seinen Beitrag zur gründlichen und
zügigen Aufklärung der Taten der Terrorgruppe zu leisten. Schlussfolgerungen für
die Qualifizierung der Sicherheits- und Ermittlungsbehörden und für eine
effektive Bekämpfung des Rechtsextremismus sollten gezogen und Empfehlungen
ausgesprochen werden. Elf Abgeordnete des 17. Deutschen Bundestages arbeiteten
parteiübergreifend zusammen und setzten sich mit den Versäumnissen aufseiten
der bundesdeutschen Behörden zusammen. Nach 16 Monaten voller Zeugenanhörungen
lag ein Bericht vor, der über 1.300 Seiten füllte. Das Ergebnis war
erschreckend: Der Vorsitzende Edathy sprach von einem „historisch beispiellosen
Behördenversagen“. Was noch schlimmer ist: Der Ausschuss hatte im Laufe seiner
Untersuchungen mit erheblichen Widrigkeiten, Vertuschungen und
Urkundenunterdrückungen zu kämpfen.
Mitglied
dieses Ausschusses war auch Hartfrid Wolff von der FDP, der diese Aufgabe mit
unübersehbarem Ernst wahrnahm und auch die 250 Seiten starke FDP-Stellungnahme
unterzeichnete. Das Fazit bescheinigt den Sicherheitsbehörden ein mangelhaftes
Zeugnis. Sowohl im FDP-Bericht als in einigen anderen Stellungnahmen betonte
Wolff, dass es immer noch mehr Fragen als Antworten gebe. Doch der Ausschuss
hat seine Untersuchungen mit dem Abschlussbericht offiziell abgeschlossen.
Manche
mögen die Arbeit des Untersuchungsausschusses vielleicht als beendet ansehen,
aber Wolff tut das nicht. Nach Veröffentlichung des Berichts sagte er: „Überall
geht die Aufklärung weiter, nur der Ausschuss des Deutschen Bundestages will
seine Arbeit beenden – das kann nicht sein und dafür werde ich auch weiter
kämpfen.“
Aus
Sicht der FDP ist die Aufklärung der Missstände und Behördenversagens noch
nicht abgeschlossen. Es ist jedoch fraglich, ob der NSU-Untersuchungsausschuss
im nächsten Bundestag fortgeführt wird. Die FDP wird in der kommenden
Legislaturperiode nicht mehr vertreten sein. Selbst wenn man den Liberalen
politisch in den letzten Jahren kaum etwas abgewinnen konnte – hier werden sie
sicherlich fehlen. Wenn es auch nur eine einzige Sache gibt, die man der FDP zu
Gute halten sollte, dann ist es die Vehemenz, mit der sie im Namen der
Gerechtigkeit die politische Aufarbeitung der NSU-Mordserie vorangetrieben hat.
„Wir
plädieren dafür, nach der Bundestagswahl wieder einen Untersuchungs-
ausschuss
zur NSU-Mordserie einzusetzen.“ (Foto: Homepage der FDP-Fraktion)
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