Die braunen Kameraden von den Nationaldemokraten haben nun ihrerseits den Wahlkampf eröffnet und fleißig plakatiert. Neben "Minirock statt Minarett" und "Maria statt Scharia" haben sie jetzt einen neuen populistischen Klassiker:
"Geld
für die Oma statt für Sinti und Roma!"
Respekt, reimen können sie. Und
doch, inhaltlich wertlos, Stimmenfang auf gewitzt-dämlich-fremdenfeindliche Art
und auf Kosten einer ohnehin ungeliebten Minderheit.
"Aber...!"
Nix aber. Natürlich, wir kennen "den
Rumänen" als streunenden Akkordeonspieler in der Fußgängerzone. "Aber
das sind ja gar keine richtigen Rumänen. Das sind Roma." Stimmt auch
wieder. Der politisch korrekte Deutsche will dem armen Rumänen ja kein Unrecht tun.
Jetzt aber zurück zu den Fakten, denn das
könnte Sie interessieren:
Wussten Sie, dass die Zahl der in
Deutschland lebenden Staatsangehörigen aus Bulgarien und Rumänien von rund
201.000 (2010) auf rund 253.000 (2011), also um 25,7 Prozent, anstieg?
Wussten Sie auch, dass im selben Zeitraum aber
auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus diesen zwei
Ländern von etwa 56.000 auf rund 70.600 Personen anstieg – also um eben diese
25 Prozent?
Armutszuwanderung? Eine neue Platzangst
nach dem Motto „Das Boot ist voll“? Hartz-IV-Erschleichung?
Der Großteil der nach Deutschland
gekommenen Zuwanderer aus Südosteuropa ging schon nach kurzer Zeit einer
bezahlten Tätigkeit nach – was sie in Rumänien, Bulgarien, Ungarn oder auch der
Slowakei oft nicht können, weil man „Zigeuner“ dort ungern einstellt. Zusätzlich
waren im Wintersemester 2011/2012 an den Universitäten in der Bundesrepublik
allein 7.000 Studenten aus Bulgarien eingeschrieben.
Die Statistik widerlegt populistische
Panikmache: „Ende 2012 waren 9,6 Prozent der in Deutschland lebenden Bulgaren
und Rumänen arbeitslos. Die Quote liegt damit nur leicht über dem
gesamtdeutschen Schnitt (7,4 Prozent) und weit unter der Arbeitslosenquote für
alle in Deutschland lebende Ausländer (16,4 Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt
sich, wenn man sich die Zahlen der Leistungsbezieher anschaut. So haben Ende
des Jahres 9,3 Prozent der Bulgaren und Rumänen ganz oder teilweise Hartz IV
oder andere Sozialleistungen erhalten. Für alle in Deutschland lebenden
Ausländer liegt die Quote bei 16,4 Prozent und für ganz Deutschland bei 7,4
Prozent“, schreibt ZEIT online.
Auch in der politischen Mitte ist die Angst vor den Roma angekommen. Lieber Herr Bundesinnenminister Friedrich, überdenken Sie Ihre Pläne zu einem „härteren Vorgehen“ gegen Armutszuwanderung doch noch einmal…
Natürlich gibt es überall Menschen, die
ein nicht allzu schlechtes System zu ihren Gunsten ausnutzen. Zu denen kann ich
nur sagen: Schämt euch.
Allen anderen kann ich nur raten, sich
nicht verrückt machen zu lassen. Globalisierung hat Nebenwirkungen. Aber deswegen braucht man nicht gleich zum Arzt oder Nationalisten zu rennen. Vielmehr sollten wir zu dem stehen, was wir sind: Eine moderne Einwanderungsgesellschaft, die schon Schlimmeres überlebt hat. Eine handvoll Schlawiner, die sich um unser begehrtes Hartz-IV reißen, sollten uns nicht zu Fall bringen können...
Liebe NPD, nur weiter so. Ein bisschen
Belustigung tut gut auf dem Weg zur Arbeit – oder zur Wahlurne.
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