Dienstag, 11. Juni 2013

Genmais für Europa

Gestern, am 10. Juni 2013, haben die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten über die Legalisierung der genetisch veränderten Maissorte SmartStax beraten und abgestimmt. Bei der Abstimmung kam keine Mehrheit zustande - weder für die Befürworter noch für die Gegner. Nun wird man in einigen Wochen erneut darüber abstimmen, ob der von Monsanto und Dow AgroSciences entwickelte Mais als Futter- und  Lebensmittel innerhalb der EU zugelassen werden soll.

Gegner der Gentechnik sind alarmiert. Zunächst hieß es, dass Monsanto sich aus Europa zurückziehen wolle, weil die Gentechnik hierzulande auf wenig Zustimmung stoße. Allerdings wurden Aussagen fehlinterpretiert: Von einem Rückzug kann de facto keine Rede sein, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Der Antrag vor der EU-Kommission ist ein deutliches Zeichen. Monsanto will sich den europäischen Markt bewahren.

Welche Gefahren birgt SmartStax? Diese Maissorte wurde durch die Kreuzung mehrerer genetisch veränderter Sorten entwickelt. Insgesamt sind hier acht fremde Gene verpflanzt. Der Mais produziert eigenständig einen Mix aus verschiedenen Insektengiften und ist zudem resistent gegen zwei Unkrautgifte, darunter das für den Menschen schädliche Glyphosat. Der Mais ist mit Rückständen dieser Herbizide belastet.
Zwar hat die EFSA, die europäische Lebensmittelbehörde, in der Vergangenheit eine positive Risikobewertung zu SmartStax abgegeben, doch diese stützte sich im Wesentlichen auf die Dossiers des Herstellers - also Monsanto.

Wieso wurde in Brüssel über die Erstzulassung von SmartStax abgestimmt? Christoph Then von der Organisation TestBiotech interpretierte diesen Schritt der EU-Kommission als "Flucht nach vorne". Im letzten Jahr gab es nämlich Hinweise darauf, dass der bislang verbotene Genmais auf illegalem Wege auf den europäischen Markt gelangt sei. Es scheint so, als wolle man jetzt nachträglich eine Legalisierung einleiten.

Die Kritik an der Grünen Gentechnik, d.h. an der Anwendung von Gentechnik in der Pflanzenzucht, hat vor allem ideologische Gründe. So kann man Gentechnik aus religiösen oder ethischen Gründen ablehnen. Andere ethische Aspekte fordern jedoch geradezu, dass man auf gentechnisch verändertes Saatgut zurückgreift, um z.B. den Welthunger zu bekämpfen. Kritiker verweisen jedoch hauptsächlich auf die gesundheitlichen Folgen, die eventuell durch verwendete Pestizide auftreten könnten, oder auf Genprodukte als Träger von Allergenen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch nicht eindeutig, dass genetisch veränderte Pflanzen ein tatsächliches Gesundheitsrisiko für den Menschen bergen.
Ein Grund, der Gentechnik kritisch und ablehnend gegenüberzustehen, ist jedoch das Unternehmen Monsanto selbst, dass weltweit den Markt dominiert und sogar politische eine gewisse Macht besitzt. Durch Hybridsaatgut, das sich nur zur einmaligen Aussaat eignet, werden Kleinbauern in die Abhängigkeit getrieben. Auch kommt das immer stärker werdenden Verändern von Pflanzen-DNA einem "Wettrüsten auf den Äckern" gleich, so Christoph Then von TestBiotech.

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner steht der Gentechnik selbst kritisch gegenüber und hatte nicht vor, für den Antrag vor der EU-Kommission zu stimmen. Sollte die Abstimmung jedoch auch beim zweiten Mal ohne Ergebnis bleiben, könnte die EU-Kommission selbst entscheiden - über einen von ihr selbst eingereichten Antrag. Eine Enthaltung von Aigner kommt einer Ja-Stimme zugunsten des Genmaises - und auch zugunsten Monsantos - gleich. Deshalb fordern Organisationen wie TestBiotech dazu auf, sich selbst an die Ministerin zu wenden und eine Nein-Stimme zu fordern. (Protest-Emails finden Sie hier.)

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