Donnerstag, 27. Februar 2014

Augen auf beim Smartphone-Kauf. Meine Daten? Kannste haben...

Vor einer Weile habe ich mich von meinem alten Handy verabschiedet und so die Vergangenheit hinter mir gelassen.
Was konnte dieses alte Ding denn schon… telefonieren und Kurznachrichten verschicken. Der Neandertaler unter den Mobiltelefonen, nicht einmal mit einer Kamera wurde es von seinem Hersteller gesegnet. Obwohl, auch auf so einem Handy sammeln sich mit der Zeit einige SMS, zu denen man eine spezielle Verbindung hat. Es sind nicht nur Worte von einzelnen Menschen. Denn überquert man Ländergrenzen, bekommt man eine Willkommens-SMS. Unspektakulär und mitunter etwas lästig. Doch zur Kurznachricht vom Anbieter ZAIN zum Beispiel habe ich eine emotionale Bindung: Welcome to Iraq and thank you for choosing Zain. Stay connected to your family and friends with the most extensive network coverage in Iraq. Eine SMS vom großflächigsten Telefonanbieter des Irak bekommt man nicht alle Tage. Und so empfand ich ein Stückchen Wehmut, als ich mein altes Handy in der Schublade der ewig vergessenen Elektrogeräte und Ladekabel deponierte.

Auf zu neuen Horizonten. Doch für was soll man sich entscheiden? Ich frage die „Community“ via Facebook und erhalte überraschend viele Rückmeldungen. Hätte ich nach Lösungsansätzen für die Probleme der Welt gefragt, wäre ich dezent ignoriert worden. Doch in der Frage, welchem der virtuellen Giganten man sich zuwenden solle, wollen die Ratschläge nicht enden. Die Entscheidung bleibt eine Herausforderung. Wollte ich meine Seele dem angebissenen Apfel verschreiben? Ich habe mich dagegen entschlossen und bei einem der Konkurrenten unterschrieben, die ehrlich gesagt alle etwas mickrig wirken, wenn man sie dem gegenüberstellt, was Steve Jobs zu Lebzeiten geschaffen hat. Mein neues Smartphone läuft mit Android und gehört somit zu Google. Die wichtigsten Apps laufen trotzdem…
Ich schloss mich also der twitternden Klasse an, bin dem Strom der wenigen Millionen privilegierter Menschen gefolgt, die durch ihr Smartphone permanent auf allen möglichen Plattformen mit der Weltöffentlichkeit verbunden sind. Früher haben ein voller Posteingang und einige ungelesene Facebook-Nachrichten daheim gewartet, heute piept, zischt oder pfeift das Handy – wenn man diesen teuflisch-geschickten kleinen Computer noch so nennen darf – und meldet, dass ich eine Email bekommen habe. Diese weist mich auf einen möglichen Lotto-Gewinn hin, den ich ebenso wie die gerade eingetroffene Mail schätzungsweise mit hunderttausenden anderer Menschen teile.
Ach ja, und ich hab‘ jetzt endlich WhatsApp. Doch wie lange noch? WhatsApp, das von Facebook gekauft wurde und nun auch zum blauen Imperium gehört. Hat Mark Zuckerberg jetzt auch die Telefonnummern aus meiner Kontaktliste? Vermutlich. Behält hier irgendjemand noch den Überblick? Vermutlich nicht.
Man kann höchstens dafür sorgen, dass alle großen Firmen gleich viel über einen wissen. Der philosophische Lösungsansatz, um die Balance des Universums zu wahren. Zum Glück bin ich ja auch bei Google. Mein Handy, mein Blog, schön viele Daten. Oh, und bald könnte auch meine Waschmaschine bei Google sein. Denn Google hat nachgelegt und Nest Labs gekauft, einen Hersteller für vernetzte Haustechnik. Kennt Ihr die Folge von Two and a Half Men, in der Alan seinem Bruder Charlie die Funktionsweise einer Waschmaschine erklärt und dem naiven Haushaltslaien weiszumachen versucht, dass die Maschine ihn auf seinem Handy anruft, wenn die Wäsche fertig ist? Kommende Generationen werden die Szene nicht mehr lustig finden und möglicherweise auch nicht einmal mehr verstehen. Die moderne Waschmaschine der 2010er Jahre meldet sich neuerdings tatsächlich per Handy. Immer mehr personalisierte Haushaltsgegenstände passen sich unseren Wünschen an und haben deshalb Zugriff auf unsere Daten. Wie geschickt. So müssen wir nicht mehr überlegen, warum und was wir als nächstes kaufen. Wir müssen nur noch den „Kaufen“-Button klicken, der uns irgendwann irgendwo präsentiert wird. Sollte uns das alarmieren? Oder sollten wir einfach versuchen, ins Geschäft einzusteigen?

Im schlimmsten Fall wird man mit der Zeit von Desinteresse heimgesucht. Man ärgert sich nicht mehr. Man ist einfach froh, dass auch die NSA ihren Teil dazu beiträgt und sich am Horizont irgendwann vielleicht der endzeitliche Kampf zwischen Geheimdiensten, großen Wirtschaftsimperien und lange unterschätzten Firmen abspielen wird.
Mich ärgert mittlerweile nur noch eines: Nun, da ich auch endlich auf WhatsApp erreichbar bin, denken die Massen schon wieder an einen Ausstieg? Wie ärgerlich.

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