Gerade kommt auf phoenix die Talksendung "Tacheles". Das Thema: "Islam in Deutschland - Friedensreligion oder Kultur der Gewalt?" Schade nur, dass so eine interessante Sendung zu einer so "unchristlichen" Zeit kommt. Beginn: 22:30 Uhr.
Unter den Gästen sind Wolfgang Bosbach (CDU), der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayman Maziek, der Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer und EKD-Präses Nikolaus Schneider.
Leider geht die Gesprächsrunde der eigentlichen Frage nach einigen ersten Anläufen weitgehend aus dem Weg. Punkt eins: Der Kriminologe Dr. Pfeiffer stellt klar, dass die meiste häusliche Gewalt in Familien stattfinden, die christlichen Freikirchen anhängen. Punkt zwei: Jesus sei ein Zimmermannssohn gewesen, Muhammad ein Feldherr. Moderator Jan Diekmann will die Diskussion anheizen, indem er Matthäus 10,34 einwirft: "Denkt nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Erschreckenderweise wehrt sich Nikolaus Schneider von der Evangelischen Kirche erst Minuten später. Im weiteren Verlauf geht es noch kurz um den (äußerst gewichtigen) Widerspruch zwischen Verfassung und Demokratie und der Scharia, dem islamischen Gesetz. Weiter eingegangen wird hierauf jedoch nicht.
Aber eigentlich ist es auch besser, wenn Politiker nicht über Theologie disskutieren. Es geht hier im Grunde weniger um den Islam als um die Integrationsdiskussion an sich. Die "Kontextuierung mit der Religion" wird beiseitegeschoben. Vor allem werden Positivbeispiele wie der Berliner Sozialarbeiter Fadi Saad hervorgehoben.
Ist die anfängliche Frage "Islam = Gewalt oder Frieden?" einmal abgehakt, geht die Runde einen entspannteren Kurs. Man redet. In unserer Gesellschaft wird viel "totgeredet". Doch diesen Abend zerfetzt man sich nicht, man redet miteinander. Das letztendliche Fazit: "Raus aus den Ghettos, Bildung, Bildung, Bildung, Integration." Und: "Es lohnt sich, in diesem Land mitzumachen."
Unsere Gesellschaft durchläuft einen angenehmen Wandel, scheint es mir. Offen wird bekannt, dass wir uns jahrzehntelang vor der Realität versteckt haben. Zwar war Deutschland nie als "Einwanderungsland" gedacht, wir sind aber dazu geworden. Und damit müssen wir nun umgehen. Das müssen wir akzeptieren. Und so langsam begeben wir uns auf den Kurs eines kritischen, selbstkritischen, aber auch bestimmten Dialog.
Geht es um Politik, Integration, Gesellschaft, dann ist alles machbar. So scheint es zumindest. Will man jedoch über Religion reden, stößt man auf taube Ohren. Als Mangel in unserer "christlich-jüdischen Wertegesellschaft" ist zu notieren, dass wir noch mit zu wenig Selbstbewusstsein in diese Diskussion gehen. Wir lassen uns gerne einreden, das Christentum sei aus der Mode gekommen und nur noch im Grundgesetz unter der Rubrik "Werte" (praktisch als Filiale einer Museumskultur) verankert. Das Christentum ist nicht mehr lebendig, so scheint die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen zu denken. Doch um uns gegen unangenehme Einflüsse von außen zu schützen, berufen wir uns auf eben jene "jüdisch-christliche Wertekultur" - ohne dabei zuzugeben, dass der jüdische Teil unserer gesellschaftlich-religiösen Wurzeln mehr als ein Jahrtausend lang der Willkür unserer Launen ausgesetzt war. Wie unverschämt ist das denn? Pogrome (z.B. die Kreuzzüge), Diskriminierung vor und nach der Französischen Revolution, Völkermord (1933-1945) - und jetzt plötzlich stellen wir uns in unserer Not hinter den Schatten des jüdischen Teils der europäischen Geschichte und Kultur, den wir noch vor knapp 70 Jahren nahezu ausgerottet hatten. Wow.
Unter den Gästen sind Wolfgang Bosbach (CDU), der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayman Maziek, der Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer und EKD-Präses Nikolaus Schneider.
Leider geht die Gesprächsrunde der eigentlichen Frage nach einigen ersten Anläufen weitgehend aus dem Weg. Punkt eins: Der Kriminologe Dr. Pfeiffer stellt klar, dass die meiste häusliche Gewalt in Familien stattfinden, die christlichen Freikirchen anhängen. Punkt zwei: Jesus sei ein Zimmermannssohn gewesen, Muhammad ein Feldherr. Moderator Jan Diekmann will die Diskussion anheizen, indem er Matthäus 10,34 einwirft: "Denkt nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Erschreckenderweise wehrt sich Nikolaus Schneider von der Evangelischen Kirche erst Minuten später. Im weiteren Verlauf geht es noch kurz um den (äußerst gewichtigen) Widerspruch zwischen Verfassung und Demokratie und der Scharia, dem islamischen Gesetz. Weiter eingegangen wird hierauf jedoch nicht.
Aber eigentlich ist es auch besser, wenn Politiker nicht über Theologie disskutieren. Es geht hier im Grunde weniger um den Islam als um die Integrationsdiskussion an sich. Die "Kontextuierung mit der Religion" wird beiseitegeschoben. Vor allem werden Positivbeispiele wie der Berliner Sozialarbeiter Fadi Saad hervorgehoben.
Ist die anfängliche Frage "Islam = Gewalt oder Frieden?" einmal abgehakt, geht die Runde einen entspannteren Kurs. Man redet. In unserer Gesellschaft wird viel "totgeredet". Doch diesen Abend zerfetzt man sich nicht, man redet miteinander. Das letztendliche Fazit: "Raus aus den Ghettos, Bildung, Bildung, Bildung, Integration." Und: "Es lohnt sich, in diesem Land mitzumachen."
Unsere Gesellschaft durchläuft einen angenehmen Wandel, scheint es mir. Offen wird bekannt, dass wir uns jahrzehntelang vor der Realität versteckt haben. Zwar war Deutschland nie als "Einwanderungsland" gedacht, wir sind aber dazu geworden. Und damit müssen wir nun umgehen. Das müssen wir akzeptieren. Und so langsam begeben wir uns auf den Kurs eines kritischen, selbstkritischen, aber auch bestimmten Dialog.
Geht es um Politik, Integration, Gesellschaft, dann ist alles machbar. So scheint es zumindest. Will man jedoch über Religion reden, stößt man auf taube Ohren. Als Mangel in unserer "christlich-jüdischen Wertegesellschaft" ist zu notieren, dass wir noch mit zu wenig Selbstbewusstsein in diese Diskussion gehen. Wir lassen uns gerne einreden, das Christentum sei aus der Mode gekommen und nur noch im Grundgesetz unter der Rubrik "Werte" (praktisch als Filiale einer Museumskultur) verankert. Das Christentum ist nicht mehr lebendig, so scheint die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen zu denken. Doch um uns gegen unangenehme Einflüsse von außen zu schützen, berufen wir uns auf eben jene "jüdisch-christliche Wertekultur" - ohne dabei zuzugeben, dass der jüdische Teil unserer gesellschaftlich-religiösen Wurzeln mehr als ein Jahrtausend lang der Willkür unserer Launen ausgesetzt war. Wie unverschämt ist das denn? Pogrome (z.B. die Kreuzzüge), Diskriminierung vor und nach der Französischen Revolution, Völkermord (1933-1945) - und jetzt plötzlich stellen wir uns in unserer Not hinter den Schatten des jüdischen Teils der europäischen Geschichte und Kultur, den wir noch vor knapp 70 Jahren nahezu ausgerottet hatten. Wow.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen