Ach ja, die Universität. Eine wundersame Institution, die man schnell zu lieben lernt. Der einsame Student betritt einen ihm bisher unbekannten Kosmos. Ein Gebilde, das in sich so unheimlich viele Komplexitäten und Komplexe aufweist wie ein Schweizer Käse Löcher hat. Und doch fühlt man sich gleich wohl.
Der Dozent im Hörsaal verkörpert ein Medium höherer Wissenschaften. Durch ihn erlangt der ehemalige Schüler und Abiturient Wissen. Dieses Medium kann zugleich gleichermaßen bildungsvermittelnd als auch zerstreut, wenn nicht sogar hochgradig verwirrt, sein. Es gibt sie beide: Den bärtigen Professor, der eine Brille mit kleinen Gläsern trägt, genauso wie den jungen, dynamischen Dozenten, der den Anschein macht, doch irgendwie im Leben zu stehen.
Der Studienanfänger erinnert sich noch an die Schultage, als man lässig in seinem Stuhl lehnte - nachdem man in der Regel zwischen der 10. und der 12. Klasse aufgehört hatte, auf ihm zu schaukeln - und sich dem Lehrer irgendwie überlegen fühlte. Sei es aus bloßem Übermut oder auch einfach, weil man das, was einem der Lehrkörper vermittelte, schon längst wusste. Oft erwies sich dieses vermeintliche Wissen bei dem ein oder anderen als bloßes Missverständnis, und so mancher musste vor der Herausgabe der Klausur zittern. Doch im Grunde sah man sich als alten Hasen und blickte mitleidig auf die kleinen Fünftklässler, die von Jahr zu Jahr kleiner zu werden schienen.
Und dann kommt man auf die Universität. Allein das Wort flößt Respekt ein. Nicht die Kurzform, die sich anhört als wäre es ein Einkaufsladen. Uni. Das Wort UNIVERSITÄT. Respekt, keine Furcht. Es gehört zu den Wörtern, die im Raum schweben und ausstrahlen.
Na gut. Wie dem auch sei, der mit Urkunden und Zeugnissen ausgezeichnete Abiturient betritt die Universität - und ist auf einmal klein. Er erkennt, dass er im Grunde keine Ahnung hat. Doch zu seinem Glück merkt er gleich, dass er bald dazugehören wird. Ein Trost. Doch ein langer Weg, den es da zu durchlaufen gibt, um dann endlich Bachelor oder gar Master zu heißen. So heißt man dann doch, oder?
Die Universitätsstadt - eine Stadt, in der mehr Regen auf Lehrhäuser fällt als auf Industriegebiet. Eine Stadt, wo selbst im sonntäglichen Gottesdienst ein halbes Jahr als Semester gerechnet wird. Und der Gottesdienst ist es auch, der die angehenden Theologiestudenten verschreckt: Die Predigt zum Dies Universitatis (Uni-Tag, für alle nicht-Lateiner) wird von einem Professor gehalten. Er spricht von Zeit als Element im metaphysischen So-und-so, überschlägt sich in minutenlangen Sätzen. Und das eine geschlagene halbe Stunde lang. Das Wort "Jesus" kommt ganze zwei Mal vor. Erstaunlich. Und verwirrend.
Noch verwirrender:
"Warst Du auch im Interpretationskurs?"
"Ja."
"Und, wie war's?"
"Wenn man Kartoffel richtig interpretieren würde, müsste es Kartöffel heißen."
"So so. Und was ist mit Pantoffel?"
"Na aber! Unregelmäßige Demonstrativpronomina lassen sich nicht interpretieren."
"Ach so. Naja. Wäre schön gewesen."
"Über Geschmack lässt sich streiten."
"Apropos - was hat es heute denn zu Mittag gegeben?"
"Kartoffelsuppe. Aber wir hatten keine Löffel mehr."
"Lässt sich Löffel auch interpretieren?"
"Was Du immer für Ideen hast... Sag mal, wann werden eigentlich die Telefonzellen wieder geleert?"
"Das hat doch nichts mit Gelehrsamkeit zu tun!"
"Oh doch. Telefonieren ist schließlich eine Tugend, die man pflegen muss!"
"Da hast Du auch wieder Recht."
"Ja ja, die Juristen..."
[...]
(Na, genug jetzt. Von diesem Gespräch haben nur die ersten zwei Sätze wirklich stattgefunden. Aber es ist von Zeit zu Zeit doch auch ganz gut, sich ein bisschen verwirren zu lassen. Danach schläft es sich nachts leichter.)
Der Studienanfänger erinnert sich noch an die Schultage, als man lässig in seinem Stuhl lehnte - nachdem man in der Regel zwischen der 10. und der 12. Klasse aufgehört hatte, auf ihm zu schaukeln - und sich dem Lehrer irgendwie überlegen fühlte. Sei es aus bloßem Übermut oder auch einfach, weil man das, was einem der Lehrkörper vermittelte, schon längst wusste. Oft erwies sich dieses vermeintliche Wissen bei dem ein oder anderen als bloßes Missverständnis, und so mancher musste vor der Herausgabe der Klausur zittern. Doch im Grunde sah man sich als alten Hasen und blickte mitleidig auf die kleinen Fünftklässler, die von Jahr zu Jahr kleiner zu werden schienen.
Und dann kommt man auf die Universität. Allein das Wort flößt Respekt ein. Nicht die Kurzform, die sich anhört als wäre es ein Einkaufsladen. Uni. Das Wort UNIVERSITÄT. Respekt, keine Furcht. Es gehört zu den Wörtern, die im Raum schweben und ausstrahlen.
Na gut. Wie dem auch sei, der mit Urkunden und Zeugnissen ausgezeichnete Abiturient betritt die Universität - und ist auf einmal klein. Er erkennt, dass er im Grunde keine Ahnung hat. Doch zu seinem Glück merkt er gleich, dass er bald dazugehören wird. Ein Trost. Doch ein langer Weg, den es da zu durchlaufen gibt, um dann endlich Bachelor oder gar Master zu heißen. So heißt man dann doch, oder?
Die Universitätsstadt - eine Stadt, in der mehr Regen auf Lehrhäuser fällt als auf Industriegebiet. Eine Stadt, wo selbst im sonntäglichen Gottesdienst ein halbes Jahr als Semester gerechnet wird. Und der Gottesdienst ist es auch, der die angehenden Theologiestudenten verschreckt: Die Predigt zum Dies Universitatis (Uni-Tag, für alle nicht-Lateiner) wird von einem Professor gehalten. Er spricht von Zeit als Element im metaphysischen So-und-so, überschlägt sich in minutenlangen Sätzen. Und das eine geschlagene halbe Stunde lang. Das Wort "Jesus" kommt ganze zwei Mal vor. Erstaunlich. Und verwirrend.
Noch verwirrender:
"Warst Du auch im Interpretationskurs?"
"Ja."
"Und, wie war's?"
"Wenn man Kartoffel richtig interpretieren würde, müsste es Kartöffel heißen."
"So so. Und was ist mit Pantoffel?"
"Na aber! Unregelmäßige Demonstrativpronomina lassen sich nicht interpretieren."
"Ach so. Naja. Wäre schön gewesen."
"Über Geschmack lässt sich streiten."
"Apropos - was hat es heute denn zu Mittag gegeben?"
"Kartoffelsuppe. Aber wir hatten keine Löffel mehr."
"Lässt sich Löffel auch interpretieren?"
"Was Du immer für Ideen hast... Sag mal, wann werden eigentlich die Telefonzellen wieder geleert?"
"Das hat doch nichts mit Gelehrsamkeit zu tun!"
"Oh doch. Telefonieren ist schließlich eine Tugend, die man pflegen muss!"
"Da hast Du auch wieder Recht."
"Ja ja, die Juristen..."
[...]
(Na, genug jetzt. Von diesem Gespräch haben nur die ersten zwei Sätze wirklich stattgefunden. Aber es ist von Zeit zu Zeit doch auch ganz gut, sich ein bisschen verwirren zu lassen. Danach schläft es sich nachts leichter.)
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