Dienstag, 7. September 2010

Rumänien 2010 - Teil 2: Das ungarische Rumänien

Der zweite Teil meiner Rumänien-Tour führte mich nach Oradea (ung. Nagyvárad). Die Stadt liegt im Grenzgebiet zu Ungarn und hat knapp über 206.000 Einwohner, von denen noch fast 30% Ungarn sind. Oradeas ungarische Gemeinde ist sehr selbstbewusst. Es gibt reformierte und katholische Kirchengemeinden, die jedoch - anders als die orthodoxe Kirche - vom rumänischen Staat keinerlei Unterstützung bekommt. Es gibt ungarische Schulen und Gymnasien.

Bedeutsam für die ungarische Minderheit ist auch, dass der Nationaldichter Endre Ady (1877-1919) hier einige Jahre seines Lebens verbrachte.


In Oradea bin ich im Haus eines reformierten Pfarrers untergekommen. Die Gemeinde unterhält freundschaftliche Beziehungen zu einer der zwei Kirchengemeinden, in denen ich in Deutschland aktiv war. Deshalb hatte ich in Oradea auch Leute, zu denen ich kommen konnte und mit denen ich einen Abend verbrachte. Dabei lernte ich einige interessante Dinge über das ungarische Rumänien kennen. Schon vor meiner Reise hatte ich mir vorgenommen, dieses Mal den verschiedenen Kulturen des (ehemaligen) Vielvölkerstaates Rumänien ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Oradea ist besonders für seine Jugenstil-Architektur bekannt, die jedoch unter den Jahren des Sozialismus erheblich gelitten hat. An einigen Stellen, wie zum Beispiel an diesem Fenster in einer Passage, ist die Atmosphäre dieser Zeit noch erhalten geblieben.


Das ungarische Rumänien liegt jedoch nicht nur im Grenzgebiet zum Nachbarland. Auch die nächste Stadt auf meinem Weg gehört zu den ungarischen Überresten Rumäniens: Cluj-Napoca.

In Cluj ist an einigen Stellen noch die gespannte Stimmung zwischen der ungarischen Minderheit und der Stadtregierung zu spüren. Zum Beispiel behauptet die rumänische (und englische) Gedenkplatte am Geburtshaus des ungarischen Königs Matthias Corvinus, dass ebendieser ein Rumäne gewesen sei. Die Ungarn der Stadt hatten vor allem unter dem letzten Bürgermeister - Gheorghe Funar - mit einigen rumänisch-nationalistischen Konfrontationen zu leben.
(zu sehen ist hier das Geburtshaus von Corvinus)


Cluj wirkt auf den ersten Blick ein bisschen unfreundlich, wenn man das hohe Verkehrsaufkommen in der Innenstadt betrachtet. Aber wenn man die vielen Gassen mit ihren Kirchen, Museen und Cafés einmal genauer erkundet, entdeckt man Cluj von einer wirklich angenehmen Seite. Wichtig für die Stadt ist vor allem auch die Universität, die Cluj einen jugendlichen Touch gibt.

Die Michaelskirche im Stadtzentrum.

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