Dienstag, 7. September 2010

Rumänien 2010 - Teil 1: Das Banat

Meine nächste Reise führte mich nach Rumänien. Von Budapest (Ungarn) fuhr ich mit dem Zug nach Timisoara, die Hauptstadt von Rumäniens Westen, dem Banat. Dieser Teil des Landes, der bis 1919 zu Österreich-Ungarn gehörte, war bis in die 1980er Jahre noch von vielen tausend Deutschen besiedelt, den Banater Schwaben. Nachdem die Österreicher das Gebiet im 17. und 18. Jahrhunder von den Türken zurückerobert hatten, begannen sie, deutsche Siedler aus Lothringen, dem Elsass und dem Rheinland anzusiedeln. Auch ein Teil meiner Vorfahren gehörte zu diesen Siedlern. Der Heimatort meines Vaters wurde im Jahre 1751 gegründet. Seitdem war er - bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts - fast ausschließlich von Deutschen bewohnt. Zu diesem Dorf, das nicht weit von Timisoara entfernt liegt, habe ich einen Taxi-Ausflug gemacht, der mich (zu) viel Geld gekostet hat... Ich habe die Spuren meiner Vorväter verfolgt und Nachbarn meiner Großeltern besucht. Auch dem örtlichen Friedhof habe ich einen Besuch abgestattet. Die Friedhöfe und immer mehr verfallenden katholischen Kirchen sind heute in vielen dieser Dörfer das einzige, was noch von der Kultur der deutschen Bauern zeugt.

























Timisoara selbst wurde früher als "Klein-Wien" bezeichnet, wegen seiner Architektur. Auf ungarisch und deutsch heißt die Stadt Temesvár bzw. Temeswar. Der offizielle deutsche Name war einmal "Temeschburg", jedoch hat den meistens keiner verwendet.
Die Stadt liegt am Bega-Kanal. Im Stadtzentrum befindet sich die Piata Victoriei. Dieser Platz liegt zwischen der großen orthodoxen Kathedrale und der Oper. Hier spielt sich das abendliche Leben ab, und tagsüber sind die Cafés voll. Timisoara hat einen gewissen Charme.




































In dieser Stadt begann im Jahre 1989 auch die Rumänische Revolution, die zur Absetzung des Diktators Nicolae Ceausescu führte. Ausgelöst wurden die Proteste hier durch die Predigten des ungarisch-reformierten Pfarrers László Tökes.

Aber dennoch... Als ich im Zug am Fenster stand und auf der Strecke zwischen Arad und Timisoara auf die Landschaft hinausgeblickt habe, hab ich gemerkt, dass man hier von EU und Aufschwung noch nicht so viel merkt. Arad ist - zumindest in der Gegend des Bahnhofs - noch immer eine Stadt, vor der man Angst bekommen kann. Osteuropa wird hier richtig spürbar. Während um Bukarest westeuropäische Firmen neue Produktionsstätten aus dem Boden stampfen, ist im Banat, in Rumäniens Wildem Westen, die Zeit stehen geblieben.

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