Montag, 11. Juni 2012

Palästinenser und die Revolution - Ein Blick nach Syrien


Die Kämpfe in Syrien halten an. Und auch die palästinensische Bevölkerungsgruppe im Land gerät zwischen die Fronten. Die Baath-Partei von Präsident Bashar al-Assad hat ihre Unterstützung für den palästinensischen Widerstand gegen Israel lange also Pfeiler der Legitimierung in Syrien und der Arabischen Welt benutzt.
Innerhalb der palästinensischen Bewegung in Syrien tun sich Spaltungen auf. Die regimetreue PFLP-GC (Volksfront zur Befreiung Palästinas – Generalkommando) hatte anlässlich des Naksa-Tages 2011 hunderten Palästinensern aus der Umgebung von Damaskus geholfen, zur israelischen Grenze zu gelangen. An diesem Tag gedenken die palästinensischen Flüchtlinge der israelischen Besatzung der Golanhöhen. Unter der Leitung der PFLP-GC stürmten die Demonstranten die Grenzanlagen. Es starben 20 Palästinenser. Als am nächsten Tag die Toten bestattet wurden, begannen sich Proteste zu regen. Das PFLP-GC reagierte mit Schüssen auf die Demonstrierenden. Erneut starben 11 Menschen. „Seitdem hat sich alles geändert“, erklärt ein Bewohner eines palästinensischen Flüchtlingslagers. „Wir waren so wütend. Jeder wusste, was die PFLP-GC und das Regime gerade taten. Doch wir werden nicht mehr zulassen, dass sie unser Blut für ihre eigenen Politik vergießen.“ Die palästinensischen Syrer beginnen im Rahmen der Revolution Farbe zu bekennen. „Die syrischen Palästinenser leben wie Syrer – und wir betrachten unsere Situation als dieselbe wie die der Syrer“, sagt Kamal Hussein, ein A-Hayat-Journalist und Aktivist. Ein weiterer palästinensischer Aktivist in Syrien erzählte dem Daily Star:„Als ich diese Familien sah, die fliehen mussten mit nichts als den eigenen Kleidern, die sie auf dem Leib trugen, habe ich realisiert, wie sich meine Großeltern gefühlt hatten, als sie 1948 Palästina verließen… Ich fühlte mich gleichermaßen palästinensisch und syrisch.“
Doch es bleibt auch die Angst vor einem „neuen Irak“, dem vollkommenen Chaos. Und auch eine andere Sache wirkt bedrohlich auf die Menschen: Im Jahre 2006 flohen eintausend Palästinenser aus dem Irak – nur um von den Nachbarstaaten nicht eingelassen zu werden. Sie wurden auf einem Streifen Niemandsland isoliert.
Allen Ängsten zum Trotz identifizieren sich mittlerweile fast 90% der Palästinenser in Syrien  mit der Revolution, spekulieren Journalisten und Beobachter. Die Kämpfe gehen unterdessen weiter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen