In den letzten Tagen wurde heftig spekuliert: Wer ist der junge Mann, der auf dem Foto aussieht wie der nette Verkäufer vom Asia Imbiss nebenan? Die Fakten sind alles andere als gesichert; ja, man weiß nicht einmal, ob das Foto ihn überhaupt wirklich zeigt. Die verfügbaren Daten - so aufschlussreich wie der Steckbrief eines polizeilich gesuchten Verbrechers:
Kim Jong-un,
26 bis 28 jahre alt,
spricht gebrochen Deutsch,
hält sich wahrscheinlich im Ausland auf.
Sicher ist nur eines: Am 27. Oktober wurde Kim Jong-un zum General ernannt, und das in einem Land, das als das unbekannteste der Welt gilt: Nordkorea. Und damit wurde er von seinem Vater (dem "Geliebten Führer") praktisch zum Prinzregenten ernannt. Der Machtwechsel dürfte in Kürze vollzogen werden. Und damit hätte Nordkorea einen neuen Mann an der Spitze. Den dritten aus der Kim-Dynastie.
Über Kim Jong-un weiß man aber noch etwas Interessantes: Er genoss zumindest einen Teil seiner Schulbildung in der Schweiz, und zwar an der privaten International School of Berne in Gümligen. Andere Berichte behaupten, er habe die 6. bis 8. Klasse an einer Volksschule in Köniz besucht - als Sohn eines Fahrers der Nordkoreanischen Botschaft.
Die Berichte sind verworren und fast nichts kann als sicher bestätigt werden. Das macht die Sache aber nur noch interessanter.
Interessanter ist aber vor allem eines: Wie wird er sein, der neue Herr Präsident? Welchen Titel wird man ihm geben, nachdem der Große Führer an seinen Großvater und der Geliebte Führer an seinen Vater vergeben sind? Wie wird er die Politik gestalten?
Nordkorea kann als letzte große Bastion des Kommunismus gelten, denn im Gegensatz zu Kuba hat man sich hier in den letzten Jahren verstärkt um Atomwaffen gekümmert. Während politische Gegner (und auch Christen) in den Lagern des Landes dahinvegetieren, ging es Nordkoreas Führern stets gut. Das Land des Winterkohls und des Ginseng (daraus kann man auch Tee machen) gilt als eines der ärmsten der Welt. Doch Kim Jong-il residiert in Palästen, besucht Militärparaden und lauscht andächtig den in den Theatern zelebrierten Lobeshymnen, wo nur eine einzige Person gelobt und gepriesen wird - nämlich er selbst.
Wird der junge Kim Jong-un in die Fußstapfen seines Vaters treten? Wird er sein Volk genauso unterdrücken? Man munkelt, dass der junge Kim den Angriff auf ein südkoreanisches Militärschiff (Ende März, 46 Tote) selbst kommandiert haben soll. Sieht der Thronfolger den Nachbarn aus dem Süden ebenso als Klassenfeind?
Fragen über Fragen. Nordkorea wird in den nächsten Jahren ein interessantes und höchst explosives Thema bleiben. Denn eines ist sicher: Die ersten Atomtests fanden schon 2006 statt. Zwar droht der kommunistische Staat nicht mit der Auslöschung Israels, aber er hätte die Macht, einen neuen Weltkrieg zu beginnen. Wo sich Achmadinedschad den Mund fusslig redet, noch an einer Bombe bestellt und nebenher mit Atomkraftwerken sein Volk mit Strom versorgt (so scheint es), hat Kim Jong-il die Phase mit der Energieversorgung übersprungen. Überholen ohne einzuholen, war das nicht schon die Devise der DDR? Anstatt die Hauptstadt Pjöngjang mit Strom zu beliefern - und zu verhindern, dass um 22 Uhr der Saft im gesamten Stadtgebiet abgeschaltet werden muss - baut Kim Jong-il die Bombe. Still und heimlich, ein paar weniger leise Tests, und schon gehört man dazu. Und so richtig schien das damals keinen zu interessieren. Hoch interessant. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln, wenn der Machtwechsel vollzogen ist.
Und was macht der Nahostkonflikt? Über den schreibe ich euch morgen. Beziehungsweise heute. Aber zu einer anderen Tageszeit...
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