Montag, 30. März 2015

Koh Chang (Teil 12)

Die letzte Station vor unserem kurzen Aufenthalt in Bangkok war Koh Chang, eine Insel am östlichen Küstenabschnitt Thailands. Per Bus ist sie über mehrere Stationen sogar direkt von Phnom Penh aus erreichbar, wo wir uns am frühen Morgen vom Hostel aufgemacht hatten. Unsere rostige Fähre trug uns pünktlich zum Sonnenuntergang über den wellenlosen Golf von Thailand hinüber auf die bergige, grüne Insel und wir kamen kurz nach Einbruch der Nacht an.


Die letzten fünf Tage auf Koh Chang waren der puren Erholung gewidmet. Keine Bus- oder Bahnfahrten mehr, keine Tempel und Ruinen, kein Stress. Nur Strand und ein wenig Ruhe – zumindest war so der Plan. Wer sich jedoch in einem nichtklimatisierten, von Stechmücken regelmäßig frequentierten Zimmer gleich neben der lautesten Bar von Lonely Beach einquartiert, sollte auch das passende Durchhaltevermögen mitbringen. Denn an Schlafen denken hier die wenigsten. Der Name Lonely Beach könnte ironischer nicht sein, denn hier trifft man so gut wie jeden Typ von Thailand-Touristen: Vereinzelt ältere kanadische Ehepaare, häufiger schon britische Egotrinker oder in den Achtzigern hängengebliebene Deutsche mit Vokuhila, und natürlich Gruppen minderjährig anmutender Skandinavierinnen. Und alles drängt sich nachts in Lonely Beach zusammen. Nur zwei Querstraßen beherbergen das gesamte Nachleben des südlichen Inselabschnitts von Koh Chang, eine Fülle von Tattoo-Studios und zahlreiche Unterkünfte, die immer teurer werden je weiter man in die Nähe des Strandes rückt.


Strand ist aber zu viel gesagt, denn die meisten „Strände“, die auf meiner im Supermarkt (7-Eleven) erstandenen Inselkarte eingezeichnet waren, entpuppten sich als mehr oder weniger felsige Uferabschnitte, von denen man einen guten Blick aufs Wasser hat – mehr aber auch nicht. Auch manche Straßen, die noch auf der Karte verzeichnet waren, existieren schon lange nicht mehr, aber dazu später…
Auf Koh Chang mietet man wie auf den meisten thailändischen Inseln einen Scooter, um von A nach B zu kommen. Mit vollem Tank und einem Helm von Honda düsten wir am ersten Tag die Küstenstraße hoch und runter auf der Suche nach einer etwas spießigeren Herberge, obwohl Lonely Beach bei Tag betrachtet tatsächlich ruhiger ist. Unser Backpacker-Hostel, das sich bei Tageslicht als eigentlich sehr stilvoll entpuppt hatte, war dennoch zu stickig und zu laut. Egal wie sich das anhört, nach dreieinhalb Wochen und dreizehn unterschiedlichen Unterkünften war die Zeit für einen Bungalow gekommen. Nicht weit von Lonely Beach fanden wir eine kleine Anlage, die von einem Franzosen betrieben wurde. Er verbringt nur einen Monat im Jahr in Frankreich und lebt ansonsten auf Koh Chang. Wie es das Schicksal wollte, hatten wir zu einem anständigen Preis sogar einen Pool direkt vor der Bungalow-Tür. Merksatz für Budget-Reisende: Von der Straße aus zum Wasser hin wird es teurer, in Richtung Hang ist es auch für Studenten/-innen erschwinglich.


Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie verging der erste volle Tag, ohne dass irgendwer seine Füße ins (vermeintlich kühle) Nass des Ozeans hätte halten wollen. Auch der Pool blieb ungenutzt, doch wir verlängerten unsere in Lonely Beach gemieteten Mopeds um einen Tag und genehmigten uns im gegenüber von der Rollervermietung liegenden Restaurant ein gehörig scharfes Tom Yam. Auf Anfrage erhielten wir die Suppe in voller Thai-Schärfe und waren dermaßen am Heulen und Schnäuzen, dass es fast schon komisch war. Aber wir haben überlebt.
                                     

Auf Koh Chang gibt es im Süden ein Pier mit einigen Shoppingmöglichkeiten, man kann im Schatten kleiner Pavillons auf dem Steg eine Mittagsrast einlegen und fast überall gibt es was zu essen. Den ganzen Tag fahren offene Taxis die Inselstraße ab und man kann jede Stunde zur gewünschten Destination aufbrechen. Am geschicktesten sind aber die Scooter, die man an kleinen Ständen am Straßenrand auftanken lassen kann. Die Flasche Sprit kostet 40 Baht (1,10 €).


Am zweiten Tag waren wir wieder zu viert vereint und wollten wir zu einem Strand fahren, der uns von zwei Mitreisenden auf der Fähre empfohlen worden war. Auf der Karte sah alles recht unkompliziert aus und allzu weit war es scheinbar auch nicht. Spannender wurde es erst, als wir vor einer Brücke standen, die nicht mehr vorhanden war. Die Straße war auf unserem Weg immer verwachsener geworden und schließlich lag uns direkt vor dem unterspülten Übergang ein Baumstamm im Weg. Da es im Grunde nur eine Straße gibt, die wie ein geschlossener Ring um die elefantenförmige Insel führt, gab es hier kein Durchkommen. Der als einzigartig beschriebe Strand musste warten und wir legten uns anderswo ans Meer. Doch am nächsten Tag wollten wir es obenrum probieren, einmal um die ganze Insel.


Wir verlängerten die Mopeds um einen dritten Tag und brachen früh auf nach Long Beach, wo es ruhig und malerisch sein soll. Erst nach Norden, dann an der Ostküste von Koh Chang so lange nach Süden bis es nicht mehr weitergeht. Die Straßen sind wenig befahren und es macht richtig Spaß, sich zwischen Palmen und Dschungel im Fahrtwind einen leichten Sonnenbrand zu holen. Wir verfuhren uns ein bisschen, dann wurde die Straße wieder exotischer und schließlich forderte eine Schotterpiste die Mopeds heraus, für die wir unsere Pässe hatten hinterlegen müssen. No risk, no fun. Alles blieb heil.


Koh Chang hat nicht dieselben ewig weiten Strände oder dasselbe türkisblaue Wasser zu bieten wie die Inseln im Süden Thailands, aber dieser Strand war die Mühe auf jeden Fall wert. Und am Ende hatten wir ganze eineinhalb Stunden, um Long Beach zu genießen und dennoch pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein.


Die letzten Tage unserer Reise waren eigentlich recht unproblematisch. Wir planten aber noch für zwei Tage erneut in das Chaos von Bangkok einzutauchen. Das Wunderbare an Thailand ist aber, dass man alles so arrangieren kann, um am Morgen direkt vor der Tür des Bungalow-Resorts in einen Minivan zu steigen und dann direkt über die Fähre bis nach Bangkok gefahren zu werden. Auf diesem Wege ließen wir das Dschungelparadies hinter uns und traten den letzten Weg in Richtung Deutschland an.


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