Freitag, 14. September 2012

Impressionen vom Golan

Heute habe ich unseren Mietwagen zum Flughafen gebracht, weil am Freitagabend alle sonstigen Autovermietungen im Land geschlossen haben. In den letzten Tagen hat uns unsere Exkursion vom See Genezareth bis auf den Golan und anschließend nach Haifa am Mittelmeer geführt. Nun sind wir in Tel Aviv angekommen und lassen den gemeinsamen Urlaub ausklingen. (Für mich ist die Reise ja noch lange nicht vorbei, aber für die drei anderen endet hier die Tour.)

Am See Genezareth, dem wichtigsten natürlichen Wasserreservoir Israels, stießen wir gleich neben unserer Jugendherberge auf die Ruinen von Khurvat Minya, einem umayyadischen Winterschloss aus dem 8. Jahrhundert, wo sich die Herrscher aus Damaskus die Zeit vertrieben. Unsere Orientalistenherzen schlugen höher. Das Areal ist überraschend weitläufig und archäologisch nur halbherzig erschlossen. Am Eingang gibt es nur eine einzige Hinweistafel. Teile der Ruinen liegen noch unter der Erde vergraben.

Der Eingang
Die Überreste der Moschee

Undefinierbare Artefakte

Vom See Genezareth ging es weiter auf den Golan. Seit 1967 von Israel besetzt besitzt das Gebirge jedoch einen besonderen Charme. Sowohl landschaftlich als auch historisch finden sich hier einige Kuriositäten. Der Yehudiya-Nationalpark verspricht Wandern und Erfrischung, die zahlreichen Ruinen alter arabischer Dörfer zeugen von der Vergangenheit. Stacheldraht, nie geräumte Mienenfelder, befestigte Bunkeranlagen und alte Armeestellungen machen die Brisanz einer Erkundungstour aus. Doch es ist vor allem der Blick nach Syrien, wo dieser Tage ein unmenschlicher Bürgerkrieg tobt, der einem die Lage der Region vor Augen führt. Aus der Ferne sieht das alles sehr ruhig und beschaulich aus. Doch nur wenige Kilometer sowie ein schmaler Streifen UNDOF-Pufferzone trennen uns von der Straße nach Damaskus.

Eine alte blockierte Brücke an der ehemaligen Grenze zu Syrien

Blick nach Syrien

Bunkeranlagen auf dem Golan

Von dem Hügel, auf dem sich übrigens auch einige riesige, mehr oder weniger arbeitenden Windräder befinden, kann man auch nach Quneitra schauen, einer zerbombten und unbewohnten Stadt, die sich mitten im UNDOF-Gebiet befindet. Nur eine einsame syrische Fahne weht über den Trümmern des Ortes.

Wir folgen der Strecke weiter nach Norden. Bald kommen wir nach Madschdal Schams, einem überwiegend von Drusen bewohnten Ort am Hang des Hermon. Hier kann man die bekannte Drusen-Pita essen, ein mit Quark und Saatar gefülltes Brot. Kein kulinarisches Feuerwerk, aber doch ein Stück Kultur. Die meisten Aufschriften über den Lokalen und Geschäften sind in hebräischer Schrift, die Menschen sprechen alle recht gut Hebräisch.

Madschdal Schams

In unmittelbarer Nähe hatten am 15. Mai 2011 syrische Palästinenser die Grenze zum Golan gestürmt und waren auf israelisch besetztes Territorium vorgedrungen. Vier Demonstranten waren getötet worden, durch israelisches Feuer und durch explodierende Mienen, die durch Molotow-Cocktails ausgelöst wurden. Einige der Demonstranten tauchten in dem Ort unter. Ein Palästinenser war von hier sogar bis nach Tel Aviv gereist, um das Haus seines Großvaters zu besuchen.



Auf unserem Weg hinunter vom Golan kamen wir noch an der Nimrodsburg vorbei. Dieses mittelalterliche Gemäuer erinnert an den biblischen König Nimrod, der auch im Koran genannt wird. Nach der muslimischen Tradition soll er von Gott durch eine Fliege getötet worden sein, die in seiner Stirnhöhle umhersummte und ihm unsägliche Schmerzen bereitete. Die Burg selbst wurde jedoch von einem Neffen des Sultan Saladin im Jahre 1229 errichtet.

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