Donnerstag, 9. September 2010

"International Burn a Koran Day 2010" - Haben die einen Schaden?

Seit Tagen berichten die Medien nun schon über den amerikanischen Pastor Terry Jones und seinen Plan, am 11. September anlässlich des Jahrestages der Terroranschläge von New York öffentlich den Koran zu verbrennen. Dazu hat er schon zweihundert Kopien des Heiligen Buches des Islam gesammelt. Was er damit bezwecken will? Er will dem Islam eine "klare Botschaft" senden. Es ist nur die Frage, was diese Botschaft erreichen soll...

Die ersten Reaktionen auf die Ankündigung dieser Bücherverbrennung kamen vom US-General David Petraeus, dem Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan. Er warnte vor der Reaktion muslimischer Fundamentalisten und wies auf die Gefahr für seine Soldaten am Hindukusch hin.

Bundeskanzlerin Merkel verlieh gestern Abend dem Zeichner einer der Mohammed-Karikaturen den Medienpreis M100 - und kritisierte dabei die Vorhaben des Terry Jones.

Auch Hillary Clinton und US-Präsident Obama haben nun die geplanten Koran-Verbrennungen verurteilt. Diese Handlungen würden den Grundprinzipien Amerikas widersprechen. Es wäre eine destruktive Geste.

Und so ist es auch. Was um Himmels Willen denkt sich Jones? Weiß er nicht, dass er damit weltweite Proteste aufgebrachter Muslime hervorrufen würde? Dass US-Botschaften in Pakistan, Indonesien und dem Jemen Ziele von Anschlägen werden würden? Dass der Hass der afghanischen Taliban und ihre Kampfbereitschaft gegen die amerikanischen Soldaten noch steigen würde?
Natürlich weiß er das. Dazu haben die schon erwähnten Mohammed-Karikaturen viel zu deutliche Reaktionen hervorgerufen.
Aber schauen wir uns die Persönlichkeit "Terry Jones" einmal genauer an:

Der aus Missouri stammende Pastor leitet das Dove World Outreach Center, eine Gemeinde in Florida. Ganze 30 Jahre hat er als Missionar in Deutschland gearbeitet. Dabei führte er allerdings einen in Deutschland nicht gültigen Doktortitel und wurde 2002 zu 3.000 Euro Strafe verurteilt. Von der Christlichen Gemeinde Köln, die er 1988 gegründet hatte, wurde er entlassen. Gründe hierfür waren finanzielle Unregelmäßigkeiten im Gemeindehaushalt, aber vor allem sein autoritärer Führungsstil und einige unhaltbare theologische Thesen und Geltungssucht. Er habe nicht biblische Maßstäbe nach außen getragen, sondern sich selbst in Szene gesetzt. [1]
Terry Jones ist für seine radikalen Ansichten und seinen Fundamentalismus bekannt. Seine evangelikalen Ansichten beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Verbreitung des Evangeliums. Mit seinen Thesen - und letztendlich mit seiner Ankündigung für den 11. September - provoziert er internationale Gewalt. Er schürt Hass. Sollte Jones wirklich am 11. September einen Haufen Bücher verbrennen, können wir uns schonmal auf gewalttätige Demonstrationen und blutige Ausschreitungen in der muslimischen Welt - und eventuell auch in Europa - einstellen...

Doch man muss in Momenten wie diesen auch ganz nüchtern bleiben und beide Seiten betrachten. Wir sollten uns auch einige Fragen stellen.
Wie kann es sein, dass ein einziger Mensch durch eine religiöse Provokation Gewalt auf der ganzen Welt heraufbeschwören kann?
Fragen wir einmal so: Was müssen wir alles beachten, berücksichtigen und respektieren, damit man nicht in Pakistan US-Flaggen oder irgendwann auch Deutschland-Flaggen verbrennt?
Es hat ja nicht mit Terry Jones angefangen. Die Mohammed-Karikaturen sorgten 2005 für Empörung. Im Fall Jones fordert jetzt die pakistanische Regierung von den USA, dieses Unterfangen zu stoppen.

Wir müssen eines begreifen und dann überlegen, wie wir damit umgehen:
Der Islam ist unantastbar. Zumindest wird er von seinen Gläubigen so dargestellt.

Und was ist mit der "Gegenseite"? Pater Manuel Musallem aus Gaza berichtete 2007, dass die Hamas nach der Machtübernahme der kleinen katholischen Gemeinde von Gaza schweren Schaden zugefügt hatte. Die Schule und der Konvent wurden Kreuze zerbrochen und Bibeln und Gebetsbücher verbrannt. (!)
Von Muslimen aller Welt - vor allem von fundamentalistischen Islamisten, die mittlerweile schon hier in Deutschland rumlaufen - müssen wir uns als Ungläubige beschimpfen lassen. Jeden Monat werden Flaggen verbrannt. Der Weltverfolgungsindex von Open Doors [2] zeigt, dass 8 der Top10-Länder, in denen Christen verfolgt werden, muslimische Staaten sind.

Der 11. September hat uns damals ganz klar gezeigt, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind - auf eine andere Art und Weise wie wir es gerne gehabt hätten. Wir wurden in die Realität geworfen. Unsere Gesellschaft hat Fehler und Lücken. Und diese werden von Fundamentalisten schamlos ausgenutzt. Aber gerade weil uns das bewusst geworden sein sollte, müssen wir andere Wege finden, an die Terrortaten von 2001 zu gedenken. Terry Jones ist das "christliche" Pendant zum radikal-islamistischen Hassprediger - und er ist auf dem besten Weg, kampfbereiten Fundamentalisten aus Afghanistan, Somalia und auch aus den Vororten Londons neue Gründe für einen Glaubenskrieg zu bieten.

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