Mittwoch, 21. August 2013

Hallo Wahlkampf - Wer hat Angst vor den Sinti und Roma?

Die braunen Kameraden von den Nationaldemokraten haben nun ihrerseits den Wahlkampf eröffnet und fleißig plakatiert. Neben "Minirock statt Minarett" und "Maria statt Scharia" haben sie jetzt einen neuen populistischen Klassiker: 


"Geld für die Oma statt für Sinti und Roma!

Respekt, reimen können sie. Und doch, inhaltlich wertlos, Stimmenfang auf gewitzt-dämlich-fremdenfeindliche Art und auf Kosten einer ohnehin ungeliebten Minderheit.

"Aber...!"

Nix aber. Natürlich, wir kennen "den Rumänen" als streunenden Akkordeonspieler in der Fußgängerzone. "Aber das sind ja gar keine richtigen Rumänen. Das sind Roma."  Stimmt auch wieder. Der politisch korrekte Deutsche will dem armen Rumänen ja kein Unrecht tun.
Jetzt aber zurück zu den Fakten, denn das könnte Sie interessieren:

Wussten Sie, dass die Zahl der in Deutschland lebenden Staatsangehörigen aus Bulgarien und Rumänien von rund 201.000 (2010) auf rund 253.000 (2011), also um 25,7 Prozent, anstieg?
Wussten Sie auch, dass im selben Zeitraum aber auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus diesen zwei Ländern von etwa 56.000 auf rund 70.600 Personen anstieg – also um eben diese 25 Prozent?

Armutszuwanderung? Eine neue Platzangst nach dem Motto „Das Boot ist voll“? Hartz-IV-Erschleichung?
Der Großteil der nach Deutschland gekommenen Zuwanderer aus Südosteuropa ging schon nach kurzer Zeit einer bezahlten Tätigkeit nach – was sie in Rumänien, Bulgarien, Ungarn oder auch der Slowakei oft nicht können, weil man „Zigeuner“ dort ungern einstellt. Zusätzlich waren im Wintersemester 2011/2012 an den Universitäten in der Bundesrepublik allein 7.000 Studenten aus Bulgarien eingeschrieben.
Die Statistik widerlegt populistische Panikmache: „Ende 2012 waren 9,6 Prozent der in Deutschland lebenden Bulgaren und Rumänen arbeitslos. Die Quote liegt damit nur leicht über dem gesamtdeutschen Schnitt (7,4 Prozent) und weit unter der Arbeitslosenquote für alle in Deutschland lebende Ausländer (16,4 Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man sich die Zahlen der Leistungsbezieher anschaut. So haben Ende des Jahres 9,3 Prozent der Bulgaren und Rumänen ganz oder teilweise Hartz IV oder andere Sozialleistungen erhalten. Für alle in Deutschland lebenden Ausländer liegt die Quote bei 16,4 Prozent und für ganz Deutschland bei 7,4 Prozent“, schreibt ZEIT online.

Auch in der politischen Mitte ist die Angst vor den Roma angekommen. Lieber Herr Bundesinnenminister Friedrich, überdenken Sie Ihre Pläne zu einem „härteren Vorgehen“ gegen Armutszuwanderung doch noch einmal… 

Natürlich gibt es überall Menschen, die ein nicht allzu schlechtes System zu ihren Gunsten ausnutzen. Zu denen kann ich nur sagen: Schämt euch.
Allen anderen kann ich nur raten, sich nicht verrückt machen zu lassen. Globalisierung hat Nebenwirkungen. Aber deswegen braucht man nicht gleich zum Arzt oder Nationalisten zu rennen. Vielmehr sollten wir zu dem stehen, was wir sind: Eine moderne Einwanderungsgesellschaft, die schon Schlimmeres überlebt hat. Eine handvoll Schlawiner, die sich um unser begehrtes Hartz-IV reißen, sollten uns nicht zu Fall bringen können...

Liebe NPD, nur weiter so. Ein bisschen Belustigung tut gut auf dem Weg zur Arbeit – oder zur Wahlurne.

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