Sonntag, 17. März 2013

Teil 7: Ein Kloster bei Dohuk

Eine kleinere Exkursion in der Umgebung von Dohuk führte uns nach Al-Qosh zum chaldäischen Rabban-Hormizd-Kloster. Der kleine Ort Al-Qosh liegt etwas abseits der Straße nach Mossul und somit in der umstrittenen Zone. Das Dorf selbst ist irakisch verwaltet, d.h. die sonst so präsenten Kurdistan-Flaggen weichen hier der irakischen Fahne und die Soldaten am Checkpoint tragen andere Uniformen. In den neueren Gebäuden des Klosters, die sich unten im Ort befinden, empfängt uns der Vorsteher, der aus dem Libanon stammt und mal auf Englisch, mal auf Französisch zu uns spricht. Da die Chaldäische Kirche zu den unierten - also mit der römisch-katholischen Kirche verbundenen - Ostkirchen gehört, hängt hier noch der deutsche Papst Benedikt XVI. alias Joseph Ratzinger. Der Klostervorsteher klärt uns knapp über die Lage der Christen im Irak auf und meint, dass es in Kurdistan - im Gegensatz zu Bagdad - sehr sicher sei und man keinerlei Bedenken habe.


Das eigentliche Kloster aus den frühen Jahrhunderten des Christentums - genauer gesagt aus dem Jahre 640 n. Chr. - liegt oben am Berghang. Wir fahren die größte Strecke des Weges dieses Mal mit dem Bus - in der Nähe von Erbil dagegen waren wir unvorbereitet ein paar stattliche Höhenmeter gewandert - und sehen uns im Kloster um. Eine kleine Höhle diente den ersten Mönchen als Eremitage. Sogar das Wasserloch ist erhalten. Zu den Heiligenfesten tummeln sich hier hunderte christliche, aber auch einige muslimische Pilger. Im Inneren der Klostergebäude kann man sich leicht verlaufen; uralte Gänge führen durch den Fels. In einem Korridor kann man an der Wand eine rostige Kette begutachten. Geistig Behinderte wurden hier vor hunderten von Jahren - oder vielleicht auch bis ins vorige Jahrhundert - angekettet und exorziert. Die Wirkung dieser Praxis ist fraglich. Doch auch die Mönche selbst waren nicht zimperlich: In einer Zelle hängen Ketten von der Decke. Dort hatte sich der Klosterbegründer höchstpersönlich über Nacht an den Armen und schließlich auch an den Haaren aufgehängt. Wer da keine Erleuchtung bekommt...


Neben interessanten historischen Fakten und architektonischen Schmuckstücken lohnt sich der Besuch des Klosters allein schon wegen der bezaubernden Aussicht. Wenn es nicht gerade dunstig ist, steht dem Blick nichts mehr im Wege.

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