Sonntag, 3. April 2011

Kommentar zur aktuellsten Koranverbrennung

Als ich die Schlagzeile zum ersten Mal las, habe ich ehrlich gesagt nicht gleich an Terry Jones gedacht: "Proteste wegen Koran-Verbrennung in den USA". In manchen Berichten war von "einem Pastor aus Florida" die Rede. Es gibt ja genug Menschen auf der Welt, die nach Aufmerksamkeit suchen. Aber als ich gerade eben den Namen Jones entdeckte, konnte ich nur den Kopf schütteln. Das war doch jener Terry Jones, der schon im letzten September für Wirbel sorgte, als er mit der Verbrennung eines Koran drohte. Nur viel Überredungskunst und gutes Zureden konnte ihn stoppen. Am Ende war er so gnädig und verzichtete auf das Lagerfeuer. Es gab kein Barbecue in seiner beschaulichen kleinen Gemeinde im amerikanischen Südosten. Das Rampenlicht war dem Prediger jedoch sicher gewesen.
Was verleitete den Pfarrer aus Florida also dieses Mal, seine Drohung in die Tat umzusetzen? Die Geschichte hat ein Vorspiel. Für den 20. März war ein "Prozess" geplant - ein Prozess mit dem Koran auf der Anklagebank. Zwar wurde dieses Spektakel über youtube verbreitet, doch die internationalen Medien schwiegen. Keiner wollte Jones hören. Keinen interessierten die Hasstiraden, die er gegen eine Bevölkerungsgruppe abfeuerte, zu der er persönlich keinen Bezug hat. Die Ignoranz der Öffentlichkeit verleitete ihn wohl letztendlich dazu, vor zwei Wochen zum Feuerzeug zu greifen.
Die brutalen Übergriffe auf UNO-Mitarbeiter in Afghanistan und vor allem die Ausschreitungen in der ehemaligen Taliban-Hochburg Kandahar sind das Ergebnis. Natürlich, die radikalislamischen Gruppen in diesem Krisengebiet sind auf der Suche nach Ereignissen wie diesen. Jede Provokation führt hier zu Gewalt.
Und genau das wusste Jones. Ihm waren die Folgen bewusst. Wenn Ihr mich fragt, dieser Mann gehört in die Klappsmühle. Verzeiht meine Ausdrucksweise, aber wie kann ein einfacher Pastor, der sich als Mann Gottes versteht, so einen Mumpitz veranstalten? Liegt es am typisch amerikanischen Verständnis von "Christentum"? Denkt Jones etwa, er sei ein Krieger Gottes, der seinem Schöpfer einen Platz näher rückt im Reich Gottes, indem er religiöse Schriften anderer Religionen durch den Dreck zieht? Ist er gar ein Prophet? Ein moderner amerikanischer Prophet, der die Welt beschützen muss vor dem Werk des Teufels?
Oder ist er einfach nur der Sucht nach Aufmerksamkeit erlegen. Und als er die Aufmerksamkeit, derer er im September so schmackhaft geworden ist, nicht bekommen hat, veranstaltete er ein kleines Märzfeuer. Schlimm ist nur, dass dieser Mann in bestimmten Kreisen große Bewunderung erfährt. Zwar hat diese Form von Intoleranz und starrsinniger Radikalität nichts mehr mit der Nachfolge Jesu zu tun, aber faszinierend mag es auf den ein oder anderen dennoch wirken...
(Archivbild von WELT online)

So schafft es also ein einziger geisteskranker Mann, der mittlerweile seine Möbel bei eBay verkaufen muss, um seine Stromrechnung zu bezahlen, wieder einmal, die allzu leicht beeinflussbaren Massen in der islamischen Welt in Zorn zu versetzen. Genau das will Terry Jones. Er will die endzeitlichen Krawalle des Jüngsten Tages heraufbeschwören. Er folgt nicht etwa der Bibel und überlässt es dem Herrgott, den Zeitpunkt festzulegen. Wenn Jones sagt, es ist an der Zeit, dann ist das das einzige was zählt. Ein typischer Fall von Schizophrenie.

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