Dienstag, 5. April 2011

Goldstone Report - Ein Dokument für den Mülleimer

Die Reaktionen der internationalen Medien sind gewaltig - und leicht irritierend: Zeitungen, TV-Sender und sonst so schlagfertige Berichterstatter schweigen. Dabei sind diese Neuigkeiten alles andere als uninteressant:

"GOLDSTONE KORRIGIERT SEINEN GAZA-BERICHT" lautet die Schlagzeile der Frankfurter Neuen Presse.

"Warum sollte uns das interessieren?", mag sich der ein oder andere Leser fragen.

Um das zu erläutern, müssen wir ein wenig in der Geschichte zurückgehen - und zwar in den September 2009. Damals legte ein Richter aus Südafrika, Richard Goldstone, der UNO einen mehr als 500seitigen Bericht vor. In diesem Bericht kommentierte Goldstone die "Kriegsverbrechen" der israelischen Armee (IDF) während des Gaza-Krieges 2008/09. Die Rede war von israelischen Gräueltaten und gezielten Tötungen von palästinensischen Zivilisten.

Vorwürfe dieser Art bekommt Israel andauernd zu hören. Das war also nichts Neues. Doch dieses Mal waren die Auswirkungen sehr stark. Hier ein paar Eindrücke aus aller Welt:

London

Valencia

Wien

Demonstrationen gegen Israel ("Kindermörder Israel!" - "Stoppt das Massaker!"), Übergriffe auf israelische Botschaften und Konsulate, weltweiter Hass. Der damaligen israelischen Außenministerin Zipi Livni wurde in Großbritannien ein Haftbefehl auf den Hals gehetzt - Begründung: Kriegsverbrechen. Bei einem Besuch des Washington Press Club fragte ein US-amerikanischer Journalist: "Seit wann laden wir Terroristen wie die da in den Press Club ein?"
Doch das waren nur die emotionalen Reaktionen einzelner/hunderttausender Menschen. Viel gravierender waren die politischen Folgen auf internationaler Ebene. Die UNO verabschiedete eine Resolution gegen Israel, in der die "Kriegsverbrechen" verurteilt wurden. Gegen die Hamas - die auch in Goldstones Bericht erwähnt wurde - wurde kein Schritt unternommen.

Am 3. April 2011 erschien in der Washington Post ein Statement: "Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre der Goldstone-Report ein anderes Dokument." Gratuliere, Herr Goldstone, Sie haben entdeckt, dass Ihr Bericht auf größtenteils falschen Fakten beruht. Leider etwas zu spät. Im kollektiven Gedächtnis der Weltöffentlichkeit hat sich die Rolle Israels als "Kindermörder" schon eingebrannt.
Goldstone entdeckte kürzlich jedoch auch etwas anderes: Israel war 400 Vorwürfen des Berichts nachgegangen und hatte Fehler, die von einzelnen Soldaten begangen worden waren, ausgiebig untersucht und verfolgt. Die Hamas jedoch - wer hätte auch etwas anderes erwartet - ist keinem Vorwurf von Kriegsverbrechen nachgegangen. Doch ernsthaft, die Welt müsste sich doch eigentlich im Klaren darüber sein, welche Ziele die Hamas verfolgt: die Vernichtung Israels. Und die Welt weiß das auch. Aber erst tat sie es mit einer lockeren Handbewegung ab. "Terroristen", sagt man da nur kopfschüttelnd. Als jedoch Israel immer und immer wieder "Kriegsverbrechen" beging, sagte man sich: "Ja, vielleicht liegt die Hamas gar nicht so falsch!?"
Die Menschen sind so beeinflussbar. Und solche Einrichtungen wie der UN-Weltsicherheitsrat sind parteiisch und von vornherein gegen Israel eingestellt. - Das kann jeder bestreiten, doch Fakten (wie etwa der Goldstone Report und seine Handhabung) sprechen für sich.

Warum also sollte uns diese aktuelle Schlagzeile interessieren? Weil sie uns damals scheinbar auch interessiert hat! Während in Darfur im Sudan Ende 2008 wieder zehntausende, hunderttausende Menschen auf der Flucht waren, in der Wüste, weit abgeschnitten von der internationalen humanitären Hilfe, haben wir uns um Gaza gekümmert. Der Gazastreifen - regiert von Terroristen mit einem bekannten Ziel, die fortwährend ihre Raketen auf Israel schießen - ein Thema mit der Aufmerksamkeit der Welt. Wer in Europa interessiert sich denn überhaupt für irgendwelche Kriegsverbrechen auf der Welt?? Niemand. Aber für Gaza hat man immer ein offenes Ohr, da demonstriert man und verdammt ein "zionistisches Regime", da setzt man sich gern in Schiffe und fährt - Friedenslieder singend und Messer wetzend - mit der IHH in Richtung Süden, um "Hilfslieferungen" zur Einweihung des Hamas-Hafens zu bringen.

Klar, dann will man natürlich nicht hören, was der Herr Goldstone über seinen wertlosen Bericht sagt. Da ist es plötzlich unpassend, dass Israel wohl doch nie mit Absicht und Vorsatz arme unbewaffnete Menschen erschossen hat. Da steht der friedensbewusste Europäer vor einer kniffligen Frage: Soll ich mich von der Hamas distanzieren und wieder neutral werden? Vor genau derselben Frage stehen die Menschenrechtsorganisationen, die linken Klugschwätzer in deutschen Medienhäusern - und die UNO.

Auch wenn sich das hier reichlich böse anhören mag - wenn es keine BILD-Zeitung und kein anderes Blatt für nötig hält, eine Schlagzeile rauszubringen wie etwa "Hamas führt Welt an Nase herum!" oder "UNO ist Schwindel aufgesessen", dann sehe ich mich genötigt, das meinige zu tun, um für eine ausgeglichene Berichterstattung zu sorgen...

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